Berlin/Wien - Die Uniqa, mit 13 Prozent größter Einzelaktionär der angeschlagenen Mannheimer Versicherung, plädiert zur Rettung des Unternehmens für eine (bisher gescheitere) Branchenlösen. Die Auffanggesellschaft Protektor käme der Branche teurer und wäre für die Kunden schlechter. Denn Letztere bekämen nur den Garantiezins und keinen Überschuss ausbezahlt. Die Höhe des Abwertungsbedarfes, die der Uniqa aus der Mannheimer entsteht, wollte Klien nicht sagen, die Schätzungen reichen von 30 bis 60 Mio. Euro.

Klien schlägt nun einen "Kassasturz" zum 30. Juni vor. Sein Argument: Die Mannheimer Lebensversicherung sei versicherungstechnisch gesund und habe unter dem Kursverfall gelitten. Doch der DAX habe im zweiten Quartal um 1000 Punkte zugelegt und konnte so einige Kursverluste wieder ausgleichen.

Deshalb sei die benötige Summe geringer als bisher angenommen. Die Mannheimer Lebensversicherungssparte hatte sich mit Aktiengeschäften verspekuliert und benötigt frisches Eigenkapital in Höhe von rund 370 Millionen Euro. Nach Ansicht des Chefs des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft Bernd Michaels waren die Probleme bei Mannheimer hausgemacht: "Die Mannheimer hat die Entwicklung der Aktienmärkte anders eingeschätzt als ihre Wettbewerber, sie war viel riskanter als der Rest." Laut Klien war Mannheimer vor allem in deutsche Versicherungstitel und im DAX-Index investiert.

Lösbares Problem

Auch deutsche Branchenexperten wie Manfred Poweleit, Chefredakteur des Brancheninformationsdienstes map-report, glauben an eine Lösung für die Mannheimer. "In der Branche ist die Angst vor einem großen politischen Schaden gewaltig", sagte Poweleit zur Süddeutschen Zeitung. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Problem bei einem mittelgroßen Lebensversicherer wie der Mannheimer unlösbar ist." Bisher ist in der Bundesrepublik noch nie ein Lebensversicherer Pleite gegangen, es fand sich stets ein Konkurrent, der die Not leidende Gesellschaft übernahm.

Mannheimer liegt auf Rang 30 der Marktanteilsstatistik in Deutschland. Vor allem große ausländische Marktteilnehmer wie die französische Axa, die Schweizer Swiss und Zurich Financial sowie die niederländische ING wollten dem Vernehmen nach kein frisches Kapital für die Mannheimer aufbringen.

Damit dürfte nun eine Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht einen Sonderbeauftragten einsetzen. In einem nächsten Schritt käme die Protektor LebensversicherungsAG erstmals zum Einsatz. Sie wurde im Vorjahr von der Branche gegründet und hat ihren Geschäftsbetrieb noch nicht aufgenommen.

Zehn Unternehmen haben Protektor gegründet, darunter die Allianz Leben und die Münchener-Rück-Töchter Hamburg Mannheimer und Victoria. Bis auf die Öffentliche Leben in Potsdam haben alle Versicherer schon Verpflichtungserklärungen für Protektor unterzeichnet. Damit kann die Auffanggesellschaft Kapital von bis zu 5,2 Milliarden Euro mobilisieren. Da Protektor die Verträge weiterführt, entstehen den Lebensversicherungskunden keine Nachteile.

Der Kollaps der Mannheimer Lebensversicherung ist nach Einschätzung des Bundesamtes für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) nicht repräsentativ für die knapp 120 Lebensversicherer. "Bei den deutschen Lebensversicherern ist die Mannheimer Leben derzeit der einzige Problemfall", sagte eine BaFin-Sprecherin am Freitag. Zum ersten Mal seit 50 Jahren musste die Aufsichtsbehörde einen deutschen Lebensversicherer retten.

Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) rechnet nach den Worten von Verbandschef Bernd Michaels mit Fusionen und Übernahmen in der Lebensversicherungsbranche, weitere Pleiten seien aber nicht zu erwarten.(Alexandra Föderl-Schmid, Claudia Ruff, Der Standard, Printausgabe, 28.06.2003)