Wien - Kaum ist die Aufregung um Verkaufs- und Zerschlagungspläne der Voestalpine etwas abgeflaut, kommt ein nicht weniger brisantes Privatisierungsgroßprojekt wieder in Bewegung: die Entstaatlichung der Telekom Austria (TA), zu 47,2 Prozent im Besitz der Verstaatlichtenholding ÖIAG. Laut dem Schweizer Wirtschaftsmagazin Cash stehe die schweizerische Swisscom kurz vor einem Einstieg bei der TA. Swisscom-Chef Jens Alder und TA-Chef Heinz Sundt hätten dazu eine Grundsatzvereinbarung mit klarem Kaufinteresse unterschrieben, schreibt Cash.

"Wir führen mit vielen Interessenten vertrauliche Gespräche. Es hat aber niemand ein Grundsatzpapier oder irgendein Papier unterschrieben", sagte ÖIAG-Spreche- rin Viktoria Kickinger zum STANDARD. Jede Aussage zur TA sei kursrelevant, daher gebe man dazu keinen Kommentar ab. "Kein Kommentar", hieß es auch bei Swisscom und Telekom Austria.

In Unternehmenskreisen hieß es, es habe Ende des Vorjahres Kontakte zum Swisscom-Management gegeben, diese seien aber im Sand verlaufen, weil die ÖIAG noch keinen neuen Privatisierungsauftrag gehabt habe.

Interesse an ÖIAG-Paket

Swisscom will dem Cash-Bericht zufolge in einem ersten Schritt das Aktienpaket der ÖIAG von 47,2 Prozent übernehmen. Weil Swisscom eine Mehrheitsbeteiligung anstrebe, soll auch das Paket der Telecom Italia SpA (TI) von 14,8 Prozent übernommen werden. In dem Fall wäre laut Aktienrecht ein Übernahmeangebot fällig.

Attraktiv ist offenbar das Mobilfunkengagement der TA in Südosteuropa. Dieses soll, wie berichtet, auf Bulgarien ausgedehnt werden. Dazu hat die Mobilkom ein unverbindliches Angebot für die bulgarische Mobiltel abgegeben, gab die TA bekannt. Mobiltel gehört u. a. dem österreichischen Industriellen Josef Taus. Nun folgt eine Due-Diligence-Prüfung, dann könnte ein verbindliches Angebot gelegt werden. ((DER STANDARD Printausgabe, 27.6.2003, ung, APA)