Wien - "Es war eine blöde Idee", sagt Reinhard E. zu Richterin Daniela Vetter. Eine treffende Aussage. Denn als Mitarbeiter der Buchhaltung bei den Wiener Linien 300.000 Euro zu unterschlagen ist nicht klug - vor allem, wenn man erwischt wird.

Warum er zwischen 2005 und 2012 das Geld auf sein Sparbuch übertragen hat? "Am Anfang stand die Scheidung, dann kamen Alkoholprobleme dazu, und schließlich habe ich zu spielen angefangen", schildert der 52-Jährige. Letzteres hätte die Löcher stopfen sollen. Aber: "Da ist nie was herausgekommen."

Herausgekommen ist interessanterweise auch bei der internen Revision der Verkehrsbetriebe jahrelang nichts. "Es ist so leicht gegangen, da konnte ich nicht mehr aufhören."

In der Tat, die illegale Vorgehensweise lässt den Job des Buchhalters als potenziell äußerst lukrativ erscheinen. Es genügte, die Paraphe seines Vorgesetzten auf den Auszahlungsanträgen zu fälschen und die Belege verschwinden zu lassen. Zwischen 4000 und 14.000 Euro waren es pro Überweisung.

"Es war nur ein kleiner Buchhalter. Gelegenheit macht Diebe und offenbar auch Betrüger", argumentiert E.s Verteidiger Christian Werner.

Richterin Vetter bleibt im unteren Drittel des Strafrahmens: 30 Monate Haft, davon zehn unbedingt, lautet ihr nicht rechtskräftiges Urteil. (Michael Möseneder, DER STANDARD, 21./22.7.2012)