Techniker und besonders Technikerinnen gelten am Arbeitsmarkt als besonders rare Spezies. Das wird den jungen Menschen bereits während des Studiums nicht selten genau so geschildert. Hoffnungen, im Vergleich zu anderen Absolventen nicht technischer Studien rascher an einen Job zu kommen, sind angesichts eines generellen Technikermangels zwar berechtigt, bei vielen Jungen aber bleibt ein verklärtes Bild des Arbeitsmarktes übrig, das mit jenem der Realität nur wenig gemein hat. Kollegen von Judith Echtle mussten zum Teil - und das ist nicht nur für gut qualifizierte Techniker lange - über ein Jahr lang auf Jobsuche gehen.

Im Jahr 2009 und mit 27 Jahren hat die Maschinenbauingenieurin ihr Studium an der TU Dortmund mit Schwerpunkten Strömungsmaschinen und Verdrängermaschinen, Simulation, Antriebstechnik (Hydraulik und Pneumatik), Automatisierungs- und Robotertechnik und Massivumformung absolviert. Noch vor der Wirtschaftskrise und vor ihrem Abschluss habe sie immer wieder unterschiedlichste Unternehmen nach Praktikumsplätzen durchsucht, sagt Echtle. "Im Jahr 2009, also kurz nach der Krise, war in Unternehmen, die kurze Zeit davor immer rund 30 offene Stellen ausgeschrieben hatten, nur noch eine Stelle frei.

Hürde Spezialisierung

Was dem einen zupasskommen kann, nämlich eine Spezialisierung in einem Bereich, kann sich in der Bewerbungsphase beim Einstieg ins Arbeitsleben auch als schwierig herausstellen, blickt Echtle zurück. "Es gibt einfach sehr viele verschiedene Fachrichtungen, auf die man sich als Ingenieur spezialisieren kann. Nicht jeder Ingenieur kann jede Stelle besetzen", sagt sie. Und wider die landläufig verbreitete Meinung sei "Ingenieur nicht gleich Ingenieur. Es muss einfach passen." Und nach zahlreichen Initiativbewerbungen, wie sie schildert, habe es dann auch bei ihr gepasst. Echtle heuerte bei ThyssenKrupp Steel Europe als Projektingenieurin für Anlagenbau an. Ihr Lebensgefährte - ebenfalls Maschinenbauingenieur - war parallel und für den auf Techniker spezialisierten Überlasser Brunel in Salzburg tätig.

Nach rund einem Jahr Fernbeziehung war für Echtle klar, dass nach einem Jahr "Wochenendfliegerei" wieder mehr geografische Nähe zum Partner wünschenswert war, und wechselte den Job. Respektive bewarb sie sich ebenfalls, wie ihr Partner zuvor, bei Brunel und ist seit rund einem halben Jahr für das Unternehmen in Salzburg tätig - als Entwicklungsingenieurin.

"Wir können zusammenwohnen, haben beide super Jobs und leben dort, wo andere Urlaub machen", freut sie sich. Sie habe gelernt, dass ein angenehmes Arbeitsumfeld tatsächlich elementar ist, sagt sie, "das kann einem viel geben, aber auch viel kaputtmachen, wenn es nicht gut ist." (haa, DER STANDARD, 21./22.7.2012)