Damaskus/Istanbul - Die syrische Armee löst sich immer weiter auf. Doch etliche Einheiten kämpfen noch und versuchen, verlorenes Terrain zurückzugewinnen. Aktivisten berichteten am Freitag, nachdem die Rebellen in der Nacht den Grenzübergang Bab al-Hawa an der Grenze zur Türkei überrannt hätten, sei es dort zu heftigen Gefechten mit den Regierungstruppen gekommen. Diese versuchten auch im Umland von Aleppo, die Revolutionäre zurückzudrängen.

Der Irak schickt inzwischen Truppen an den von Rebellen besetzten Grenzübergang bei Al-Bukamal. Das meldete die Nachrichtenagentur Sumeria News. Schätzungen von Regimegegnern, wonach  inzwischen ein Drittel der Soldaten desertiert sein soll, ließen sich von unabhängiger Seite nicht bestätigen.

Klagen der Opposition

Die syrische Opposition beklagte unterdessen das fehlende internationale Engagement im Syrien-Konflikt. Die Debatte im UNO-Sicherheitsrat um eine Verlängerung der Beobachtermission kommt nach Ansicht von Ferhad Ahma, Mitglied des oppositionellen Syrischen Nationalrats und Grünen-Politiker in Berlin, zu spät. "Das ist eine Diskussion, die unglaublich zu spät stattfindet. Die Beobachtermission wird überhaupt keinen Sinn mehr machen", sagte Ahma am Freitag im ARD-"Morgenmagazin". Der Konflikt in Syrien stehe eindeutig an einem Wendepunkt, die Zukunft des Landes werde nun bei den Kämpfen um die Hauptstadt Damaskus entschieden.

Es gebe "ganz klar Zeichen des Verfalls des Regimes", so Ahma. Statt über die UN-Beobachter zu diskutieren, müsse die Staatengemeinschaft Präsident Bashar al-Assad zum Verlassen des Landes bringen. "Was jetzt zur Diskussion stehen muss, ist, dass man Bashar al-Assad dazu bringt, sofort das Land zu verlassen, um den Syrern endlich nach 50 Jahren Diktatur zu ermöglichen, den Übergang in eine Demokratie und ein menschenwürdiges Leben überhaupt zu wagen."

Weitere Gewalttaten der Aufständischen zu verhindern nannte Ahma "eine große Herausforderung für die Opposition". Es sei "nicht zu leugnen", dass auch durch die bewaffnete Opposition Menschenrechtsverletzungen stattgefunden hätten, doch seien sie nicht mit den "Menschenrechtsverletzungen, den großen Verbrechen gegen die Menschlichkeit des Regimes" zu vergleichen. Es könne aber nicht ausgeschlossen werden, dass die Opposition auch in Zukunft Gewalttaten begehe. (APA, 20.7.2012)