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Erstmals gibt es Hoffnung auf ein Ende der Pandemie der Immunschwächekrankheit.

Foto: REUTERS/Ajay Verma

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Grafik: APA

Washington/Wien - Bekämpft die weltweite Staatengemeinschaft weiterhin Aids und HIV so wie in den vergangenen Jahren, gibt es erstmals Hoffnung auf ein Ende der Pandemie der Immunschwächekrankheit. "Gemeinsam können wir unsere Vision von Null HIV-Neuinfektionen, Null Diskriminierung und Null Todesfällen in Verbindung mit Aids Wirklichkeit werden lassen", stellt UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon im Vorwort des neuen UNAIDS-Reports fest, der diese Woche in Washington veröffentlicht wurde.

Weltweit leben derzeit (2011) 34,2 Millionen Menschen mit HIV/Aids. Es gab allerdings weniger Neuinfektionen, etwa die Hälfte der Betroffenen mit Therapiebedarf in den Staaten mit geringem beziehungsweise mittlerem Bruttoinlandsprodukt bekommt bereits antiretrovirale Medikamente.

Die wichtigsten Daten

  • 2011 lebten 34,2 Millionen Menschen mit HIV/Aids. Mehr als je zuvor, jedoch ist das auch durch das zunehmend längere Überleben der Betroffenen bedingt.
  • Vergangenes Jahr infizierten sich weltweit 2,5 Millionen Personen mit HIV, um 20 Prozent weniger als 2001. Darunter waren 330.000 Kinder, eine Reduktion um 24 Prozent im Vergleich zu 2009.
  • 2011 starben weltweit 1,7 Millionen Patienten an Aids. Das bedeutete einen Rückgang um 24 Prozent im Vergleich zu 2005, als der bisher höchste Wert registriert wurde.
  • Im vergangenen Jahr hatten bereits acht Millionen Menschen (in Staaten mit mittlerem oder geringem BIP) Zugang zu antiretroviralen Medikamenten. Das war ein Anstieg um 20 Prozent im Vergleich zum Jahr 2010 (6,6 Millionen).
  • Der größte Fortschritt in der Verbreitung der Anti-Aids-Therapie wurde in den Ländern des südlichen Afrika erzielt, wo mittlerweile bereits 56 Prozent der Menschen mit Behandlungsbedarf die Medikamente bekommen (plus 19 Prozent seit 2010).
  • Die größten Defizite: Während in Argentinien bereits 70 Prozent der HIV-Patienten behandelt werden, sind es in Osteuropa und in Zentralasien nur 23 Prozent, im Nahen Osten und in Nordafrika gar nur 13 Prozent (Asien: 44 Prozent).
  • Die Ärmsten der Armen sind offenbar die Opiatabhängigen, die sich Drogen injizieren und sich auf diesem Weg mit HIV infiziert haben. Nur vier Prozent dieser Menschen mit Behandlungsbedarf erhalten die Therapie.
  • International standen für den Kampf gegen Aids im Jahr 2011 16,8 Milliarden Euro (13,99 Milliarden Euro) zur Verfügung.

Ein positiver Aspekt, so der Bericht: "Die Welt ist nahe daran, die Ziele zu erreichen, wonach im Jahr 2015 15 Millionen Menschen mit HIV/Aids eine Behandlung bekommen sollten und Neuinfektionen von Kindern nicht mehr erfolgen sollten." Dieses Ziel hatte sich die internationale Staatengemeinschaft im vergangenen Jahr gesetzt. "Aber mehr Anstrengungen sind notwendig, um die Übertragungsraten von HIV/Aids durch sexuelle Kontakte und durch intravenösen Drogenkonsum zu halbieren", so der Report.

Die Veröffentlichung des neuen Berichts erfolgte im Vorfeld der Welt-Aids-Konferenz vom 22. bis 27. Juli in Washington. Vor zwei Jahren hatte die Großveranstaltung in Wien stattgefunden.

Ärzte ohne Grenzen warnt vor Optimismus

Vor zuviel Optimismus warnt hingegen die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" - angesichts der
sieben Millionen Menschen, die auf eine Therapie warten: "Die HIV/Aids-Epidemie ist noch lange nicht unter Kontrolle".

"UNAIDS schätzt, dass im vergangenen Jahr 1,4 Millionen Menschen mehr als bisher eine antiretrovirale Therapie erhielten. Diese Zahl dokumentiert zwar einen Fortschritt, doch dieser ändert wenig an der weiterhin dramatischen Lage", so Oliver Moldenhauer von der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen.

Gerade die neueren HIV/Aids-Präparate seien oft nur zu hohen Preisen erhältlich, weil viele Medikamente noch unter Patentschutz stünden und damit keine kostensenkende Konkurrenz von Generika-Herstellern existiere. "Gleichzeitig sieht sich Indien als wichtiges Exportland bezahlbarer HIV/Aids-Medikamente zunehmend juristischer und politischer Angriffe ausgesetzt, beispielsweise durch das Freihandelsabkommen mit der EU und die Klage des Schweizer Pharmakonzerns Novartis", heißt es in einem Statement von Ärzte ohne Grenzen. (APA/red, 20.7.2012)