Dass es in der Zweiten Republik einen "unterirdischen braunen Strom" lange Zeit gab und gibt, das konnte man wissen. Dass der braune Geist auch in offiziellen Symbolen der Republik nistete, war immer wieder Gegenstand von Debatten.

Nun ließ Verteidigungsminister Norbert Darabos das Totenmal am äußeren Tor des Heldenplatzes auf die lange vermutete nazistische Propagandaschrift untersuchen, die der Bildhauer Wilhelm Frass 1935 hineingeschmuggelt hatte. Man wurde fündig.

Die Regierungen haben jahrzehntelang am Nationalfeiertag ihre Köpfe geneigt und Kränze hinterlegt an einem Mahnmal (ebenfalls für die Toten des Ersten Weltkrieges), das ein NS-Sympathisant dem damaligen Schuschnigg-Regime untergejubelt hatte. Es dauert eben lange in Österreich, bis man sich bequemt, eine unangenehme Facette der Vergangenheit aufzuarbeiten. Und man wird nach so langer Zeit immer noch fündig. Bei den zahllosen Kriegerdenkmälern im Lande könnte man auch die Frage stellen, wofür die geehrten Toten eigentlich gefallen sind - fürs " Vaterland" oder für ein monströses Verbrechen.

Am Heldenplatz hat man immerhin noch eine Schrift gefunden. Der Mitarbeiter des nazistischen Bildhauers, hat - offenbar eilig und spontan - die Hoffnung dazugeschrieben, es mögen nie wieder Kriegerdenkmäler notwendig sein. Die Hoffnung trog gewaltig, aber immerhin waren nicht alle verblendet. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 20.7.2012)