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Marissa Mayer

Foto: REUTERS/Noah Berger

Im Jahr 2006 zierte Marissa Mayer als eine der "mächtigsten Frauen ihrer Generation" das Cover von Newsweek. Das Magazin attestierte der 1975 geborenen Google-Starmanagerin die "Superpower, Ideen von Ingenieuren in Killer-Anwendungen" transformieren zu können. Genau diese Fähigkeit wird sie auch bei Yahoo brauchen, um den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen. Der Internet-Pionier, der angesichts der Konkurrenz von Google und Facebook reihenweise Chefs verschleißt und schon länger nicht vom Fleck kommt, konnte Mayer überraschend abwerben. Am Dienstag war ihr erster Arbeitstag.

Fixe Größe im Mikrokosmos des Silicon Valley

Mayer stieß 1999, zu den ersten 20 Mitarbeitern zählend, als erste Technikerin - zu einem damals gerade erst gegründeten Start-up namens Google, das sich vornahm, mit einer Suchmaschine das Wissen im Web neu zu organisieren. Sie kam aus einer kleinen Ortschaft in Wisconsin, war in ihrer Jugend schon ein Tausendsassa und füllte ihre Freizeit mit Ballett, Mathematik, Debattierkursen. Der Suchmaschine verpasste die Stanford-Absolventin mit Studienschwerpunkt Künstliche Intelligenz ihr schlichtes, puristisches Aussehen. Google war damit sehr erfolgreich und Mayer bald Millionärin. Sie stieg zur Vizepräsidentin auf und führte im Suchmaschinenbereich Hunderte Produktmanager und Ingenieure. Bald war sie so etwas wie das Aushängeschild des Konzerns und eine fixe Größe im Mikrokosmos des Silicon Valley. Als selbsternannter Nerd versteht sie es ausgezeichnet, zwischen Technikern und Öffentlichkeit zu vermitteln: Sie gilt als begehrte Kongressrednerin, gibt legendäre Partys und posierte für Vogue und Glamour. 2010 übernahm sie bei Google die Zukunftssparte der ortsbezogenen Dienste. Daneben blieb sie Tausendsassa, geht Drachenfliegen, bergsteigen, Ski fahren.

Mayer wird eine mehrjährige Beziehung mit Google-Gründer Larry Page nachgesagt. 2009 heiratete sie - das Fest soll drei Tage gedauert haben - den Anwalt und Investor Zachary Bogue, mit dem sie im Oktober ein Kind erwartet. Dass angesichts von Mayers Talenten Yahoo in der Schwangerschaft kein Hindernis sieht, sie als CEO abzuwerben, mag nicht verwundern. Ihre anderen Umstände werden jedoch in vielen Online-Medien als Besonderheit wahr genommen. Aber egal ob das Kind als Hindernis oder Mayer als emanzipierte Heldin dargestellt wird - die Debatten zeigen, dass noch nicht normal ist, was normal sein sollte. (Alois Pumhösel, DER STANDARD, 19.7.2012)