Berlin - Herausforderungen wie Frost, Hitze, Sonnenlicht oder Nässe wirken mit dem Wechsel der Tageszeiten ganz unterschiedlich auf die Haut ein. Wie die Berliner Charité berichtet, hat eines ihrer Forscherteams zusammen mit Hamburger Kollegen jetzt herausgefunden, dass auch die menschliche Haut eine innere Uhr besitzt, mit der sie sich auf diesen Wechsel einstellen kann. Diese Uhr ist unter anderem für die zeitliche Steuerung ihrer Reparatur und Regeneration zuständig ist. Erste Ergebnisse der Grundlagenforschung veröffentlicht das Team in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Proceedings of the Academy of Sciences" (PNAS).

Die Forscherteams um Achim Kramer von der Charité und Thomas Blatt vom Hamburger Hautforschungszentrum entnahmen jungen gesunden Probanden zu verschiedenen Zeitpunkten des Tages Hautzellen der obersten Hautschicht, sogenannte Keratinozyten. Eine Analyse sämtlicher Gene in den Keratinozyten ergab, dass wichtige Faktoren für die Regeneration und Reparatur der Hautzellen von der biologischen Uhr reguliert werden. Einer dieser Faktoren, ein Molekül mit der sperrigen Bezeichnung "Krüppel-like-factor 9" (kurz: Klf9), bremst die Zellteilung in den Keratinozyten: Reduzierten die Forscher die Aktivität dieses Faktors, konnten sie ein schnelleres Wachstum dieser Hautzellen in der Zellkulturschale beobachten.

Eine verstärkte Aktivität von Klf9 war hingegen mit langsamer Zellteilung verbunden. Dabei zeigte sich, dass auch das Stresshormon Cortisol die Aktivität von Klf9 steuert und darüber seine medizinische Wirkung bei häufigen Hauterkrankungen wie der Schuppenflechte entfalten könnte. Die Aufgabe der biologischen Uhr ist es, das exakte Timing der verschiedenen Prozesse wie Zellteilung, Zelldifferenzierung und DNA-Reparatur in der Haut zu steuern. Kramer hofft, dass sich die Ergebnisse einmal in praktische Anwendungen ummünzen lassen: "Wenn wir diese Prozesse noch besser verstehen, könnten wir Medikamente gezielt zu den Tageszeiten einsetzen, an denen sie am besten wirken und die wenigsten Nebenwirkungen haben." (red, derStandard.at, 21. 7. 2012)