Der Güterbahnhof Wolfurt wird erweitert, das Betriebsgebiet ebenso.

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Bregenz - Visionen sind im Vorarlberger Rheintal kein Krankheitsbild, sondern erwünscht. Beispielsweise diese: "Durch verstärkte Gemeindekooperation ist das Rheintal der Zukunft zur echten Region geworden. Wo der beste Standort für welche Einrichtungen ist, wird von den einzelnen Gemeinden gemeinsam geplant." Festgeschrieben wurde das Ziel im raumplanerischen Leitbild "Vision Rheintal", einem Regierungsprojekt.

Erste Gemeindekooperationen wurden bereits im Sozialbereich oder in der Dienstleistung erprobt. In den beiden Bregenzer Nachbargemeinden Wolfurt (8100 Einwohner) und Lauterach (9600) geht es nun ans Eingemachte, um die Betriebsgebiete. Statt sich gegenseitig die besten Betriebe wegzuschnappen, will man künftig kooperieren. Anlass ist die Absicht der ÖBB, den 54.000 Quadratmeter großen Güterbahnhof Wolfurt, der aus allen Containernähten platzt, zu erweitern.

Mit einem gemeinsamen räumlichen Entwicklungskonzept wollen die Gemeinden den Rahmen für Bahn und Betriebe abstecken. Die beiden VP-Bürgermeister Elmar Rhomberg (Lauterach) und Christian Natter (Wolfurt) sind sich einig: Auch kurzfristig notwendige Maßnahmen sollen nur im Rahmen einer Gesamtstrategie gesetzt werden.

Aktuell kosten Industriegrundstücke im Bereich Güterbahnhof und Autobahn zwischen 150 und 200 Euro pro Quadratmeter. Obwohl die Begehrlichkeiten der Unternehmen stark und die Finanznöte der Gemeinden groß sind, will man nicht von heute auf morgen umwidmen. Das neue Betriebsgebiet müsse " gezielt" entwickelt werden, sagt Bürgermeister Natter. Dass die Wunschflächen in der Landesgrünzone liegen, sei bedauerlich, aber Fakt. Natter: "Wir haben keine freien Flächen mehr, die nicht in der Grünzone sind." Deshalb müsse gut überlegt werden, in welchem Ausmaß und für welche Betriebe Grünflächen umgewidmet werden.

Nicht jeder Betrieb ist erwünscht. Natter: "Die Zeiten flächenverbrauchender Unternehmen, die kaum Arbeitsplätze bieten, sind vorbei." Ebenso die Politik der Salamitaktik und die Ära der Bürgermeister "die den Anspruch haben, es jedem recht zu machen". Wie die gemeinsame Standortpolitik der beiden Gemeinden konkret aussehen wird, steht noch nicht fest. Natter: "Wie man die Kosten und Nutzen teilt, ist noch nicht ausdiskutiert." Halbe-halbe bei der Kommunalsteuer sei einfacher gefordert als umgesetzt. Offen ist auch noch die Frage der Grünen und Umweltorganisationen, wo im dicht verbauten Rheintal Ersatz für die Grünflächen geschaffen werden könnte. (Jutta Berger, DER STANDARD, 18.7.2012)