Partito di plastica - schon bei der Gründung von Forza Italia prägten italienische Soziologen den treffenden Begriff für die "künstliche Partei" ohne Fußvolk, ohne Mitgliedsausweise und ohne Entscheidungsgremien. Eine Partei unter dem simplen Motto "Wer zahlt, schafft an". Das Geld kam aus der Tasche des Medientycoons Silvio Berlusconi, die wenigen Parteitage gerieten zu peinlichen Huldigungszeremonien für den Cavaliere. Wer sich nicht fügte, wurde - wie Gianfranco Fini - einfach gefeuert.

"Ich habe Kürbisse zu Prinzen gemacht", beschrieb Berlusconi sein persönliches Auswahlsystem, das attraktive Showgirls wie Mara Carfagna im Handumdrehen zu Ministerinnen beförderte. Dass sich der Cavaliere jetzt im Alleingang zum sechsten Mal zum Spitzenkandidaten kürte, beweist nur eines: Im "Volk der Freiheit" hat sich in zwei Jahrzehnten nichts geändert. Die Partei ist auf Gedeih und Verderb vom Willen des 75-Jährigen abhängig.

Nach unzähligen Skandalen, Prozessen und leeren Versprechungen kehrt Berlusconi mit einer Selbstverständlichkeit auf die politische Bühne zurück, die in jedem anderen EU-Land unvorstellbar wäre. Die Mehrheit der Italiener, die gehofft hatte, die Auftritte jenseits der Peinlichkeitsgrenze endlich los zu sein, muss sich ernüchtert auf neue Eskapaden einstellen. Und auf Sätze wie diese: "Ich habe Italien vor dem Kommunismus gerettet. Das ist die historische Wahrheit, und darauf bin ich stolz." (Gerhard Mumelter, DER STANDARD, 18.7.2012)