Nach dem verhaltenskreativen "ZiB 2"-Auftritt von Stefan Petzner - es gilt für den BZÖler die Zurechnungsfähigkeitsvermutung -, wäre es an der Zeit, eine Studie über den Einfluss von Kunstsonne auf deren Anbeter in Auftrag zu geben. Wäre diesfalls Österreich zuständig, sollte die EU für die Klärung einer globaleren Frage aufkommen.

Zu durchleuchten wäre, ob der Klimawandel nicht das Innenleben der Bürger nachteilig irritiert. Ein schönes Fallbeispiel (der "ZiB 2" ist für das interessante Dokument zu danken) böte sich wohl an - in Person des scheidenden Sprechers von EU-Regionalkommissär Johannes Hahn. Wobei: Sowohl für den zum belgischen Fernsehen Wechselnden wie auch für Hahn, der ihn beschäftigt, soll ebenfalls die Zurechnungsfähigkeitsvermutung gelten.

Bei seinem Adieu hob der Mann vor begeisterten EU-Korrespondenten jedenfalls seine Stimme in Singbereiche und lobte arios die Vorzüge seiner bisherigen Arbeitsstätte, um schließlich die Popgeschichte zu misshandeln: "... und es scheint mir, als lebten wir unser Leben wie eine Kerze im Wind", zitierte er Elton Johns an Marilyn Monroe denkendes "Candle in the Wind".

In unserem wirtschaftlich soliden Land werden solch TV-Auftritte (in ihrer Funktion als ulkige "ZiB 2"-Schlusspointe) nicht gleich zu Revolutionen des Zorns führen. Dass sie als Dokumente eines Brüsseler Alltags bei den (zur Gürtelenge verdonnerten) Südländern jedoch den Appetit auf Generalstreiks nicht zügeln werden - dies lässt sich auch ohne Studien behaupten. Und: Der scheidende EU-Orpheus hätte mit Rücksicht auf anspruchsvolle italienische Opernohren zumindest etwas Gesangsunterricht nehmen können. (Ljubisa Tosic, DER STANDARD, 18.7.2012)