Die Knochen des Spechtes Australopicus nelsonmandelai sind rund fünf Millionen Jahre alt.

Foto: Senckenberg

Frankfurt/Main - Pünktlich zum Geburtstag von Nelson Mandela am 18. Juli haben deutsche und französische Wissenschafter eine neu entdeckte fünf Millionen Jahre alte fossile Spechtart nach dem Friedensnobelpreisträger und ersten schwarzen Staatspräsidenten Südafrikas benannt. Der Specht Australopicus nelsonmandelai ist der älteste Fund eines Spechts in Afrika. "Wir haben die neue Art nach Nelson Mandela benannt - sozusagen als ein wissenschaftliches Geschenk zum 94. Geburtstag", meint Albrecht Manegold vom Senckenberg Forschungsinstitut in Frankfurt.

Die wissenschaftliche Beschreibung des Spechts wurde im "Journal of Vertebrate Paleontology" veröffentlicht. Rund 200 Spechtarten gibt es den Wissenschaftern zufolge weltweit. Die bisher unbekannte Spechtart stammt aus der Fossilienfundstelle Langebaanweg, in der schon mehr als 60 verschiedene Vogelarten gefunden wurden. Langebaanweg ist eine Stadt an der Südwestküste Südafrikas.

"Vögel eignen sich besonders gut für die Rekonstruktion von Umweltverhältnissen vergangener Zeiten", erläutert Manegold. Heute sind Spechte zwar fast weltweit verbreitet, doch nur wenige Arten leben in baumfreien Regionen. Ihr Vorkommen lässt somit auch auf Baumbestände vor Millionen von Jahren schließen. "Die Anwesenheit von Spechten in der untersuchten Region zeigt uns, dass es dort zur Zeit des frühen Pliozäns Wälder gegeben haben muss", so der Frankfurter Vogelexperte.

Australopicus nelsonmandelai stammt vermutlich aus Eurasien

Und noch eine weitere Überraschung hielten die Knochen bereit, die im Iziko South African Museum in Kapstadt aufbewahrt werden: Bisher war man davon ausgegangen, dass Afrika im Miozän von drei verschiedenen Spechtlinien besiedelt wurde, von denen alle heute in Afrika südlich der Sahara vorkommenden Spechte abstammen. Die neu beschriebene Art unterscheidet sich aber deutlich von diesen Linien.

"Knochenmerkmale zeigen, dass der fossile Specht näher mit Schwarzspechten und der Spechtgattung Celeus verwandt ist", erläutert Manegold. "Diese Gattungen gibt es aber nur in Eurasien beziehungsweise in Mittel- und Südamerika." Die Wissenschafter gehen davon aus, dass Australopicus nelsonmandelai aus Eurasien stammt und auf dem afrikanischen Kontinent isoliert wurde, als sich im Zuge von Klimaveränderungen vormals bewaldete Gebiete in Savannen- und Graslandschaften verwandelten. (APA/red, derstandard.at, 17.7.2012)