Barack Obama erklärt sich selbst für gescheitert. Es sei ihm nicht gelungen, die politische Kultur in Washington zu verbessern. Vielleicht hätte er das gar nicht versuchen sollen. Vielleicht hätte er nicht mit einem Messias-Anspruch auftreten sollen, mit der selbstgestellten Aufgabe, die Gegensätze in den USA zu versöhnen. Vielleicht hätte er fighten sollen: und zwar gegen die rabiaten Rechtstendenzen, die längst die Republikanische Partei übernommen haben.

Obama trat mit einem Heilsanspruch an, der auf keinen Partner traf. Die USA sind wirklich ein tief gespaltenes Land, hauptsächlich deshalb, weil in den Bush-Jahren die Lobbys der Reichen und Superreichen, der Wallstreet-Zocker im Verein mit der religiösen Rechten einen eisenharten Kampf für ihre Privilegien auf Kosten der Mittel-und Unterschicht geführt und praktisch gewonnen haben. Hier stimmt das Klischee "Die Reichen werden reicher, die Armen ärmer" einmal.

Obama hat am Anfang sein politisches Kapital verplempert, indem er ernsthaft versuchte, mit Leuten, die ihn vernichten wollen, Kompromisse zu schließen - statt konfrontativ zu werden. So verlor er die Mehrheit im Kongress und bringt seither fast nichts durch.

Obamas Führungsstil ist abgehoben, konflikt-und entscheidungsscheu. Aber er hätte als Erstes die verrückte Rechte eiskalt ausmanövrieren müssen. Das hätte die politische Kultur ganz von selbst verbessert. (Hans Rauscher, DER STANDARD, 17.7.2012)