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In der Doku "Good Hair" geht der Schauspieler und Comedian Chris Rock der Frage nach, warum so viele schwarze Frauen und Männer ihr Haar mit gefährlichen Chemikalien glätten lassen.

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"Du brauchst wahrscheinlich nur Conditioner und bist fertig, oder?", fragt mich meine Nachbarin Takeisha und schaut auf meinen Kopf. Noch nie hat jemand so neidisch mein dünnes glattes Haar begutachtet. Als Tochter jamaikanischer Einwanderer braucht Takeisha weit mehr als nur Conditioner und einen Föhn, um ihr Haar glätten. Als Weiße werde ich nie verstehen, welche Torturen Takeisha über sich ergehen lassen muss, um ihre Haare zu bändigen. Ihre Besuche beim Friseur gleichen Feldzügen gegen ihre Naturlocken. Glatt müssen die Haare sein, denn nur glatt sieht gepflegt aus, gilt als professionell und bedeutet Erfolg.

Bereits kleine schwarze Mädchen haben das verinnerlicht. "The white girl flow" nennen es manche Frauen, wenn sie ihre geglätteten Haare spielerisch, wie die Weißen, von einer Seite zur anderen werfen können. Ihr Krausehaar halten sie für primitiv. Mit Chemie, Bügeleisen, Haarverlängerungen und, wenn es sein muss, mit Perücken tun schwarze Frauen und Mädchen alles, um ihrem vermeintlichen Schönheitsideal eine Spur näher zu kommen (wunderbar aufgezeichnet von Schauspieler Chris Rock in seiner Dokumentation "Good Hair").

Die Frage "Glätten oder nicht?" sorgt für viel Diskussionsstoff unter schwarzen Frauen in Amerika, ausgetragen in Talkshows, Magazinen und Internetforen. Denn seit geraumer Zeit bekennen sich immer mehr Afroamerikanerinnen zu ihrer Naturmähne. Die Filmemacherin Zina Saro-Wiwa veröffentlichte vor ein paar Monaten einen Beitrag in der "New York Times", in dem sie diesen Trend dokumentierte. Schwarze Frauen im ganzen Land stehen zu ihren Haarwurzeln. Sie sind es leid, ätzende Säuren in ihr Haar zu schütten und einen Haarkult zu pflegen, der sie tausende Dollar kostet. Diese Anhängerinnen des "Natural Hair Movement" betrachten sich nicht als politische Aktivistinnen, sondern lediglich als Frauen, die sich zu ihren natürlichen Haaren bekennen. Und hoffen, dass ihre Töchter keine Perücken tragen wollen, weil sie ihre Haare für hässlich und primitiv halten. (Solmaz Khorsand, derStandard.at, 16.7.2012)