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Am besten erfolgt die Anreise per Flugzeug nach Nizza, z. B. nonstop mit der Austrian, mit Lufthansa via Frankfurt oder mit Air France via Paris nach Marseille - jeweils ab circa 200 Euro. Von dort aus mit dem Mietwagen nach Hyères, z. B. bei Sunnycars ab 167 Euro pro Woche. Die Überfahrt von Hyères nach Port-Cros kostet hin und zurück je nach Reederei um die 25 Euro. Autos werden nicht befördert! In den Sommermonaten gibt es täglich mehrere Abfahrten von verschiedenen Festlandorten, in der Vor- und Nachsaison allerdings nur Tagesrandverbindungen.

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Unterkunft im herrschaftlichen Le Manoir d'Hélène ab 160 Euro pro Person im DZ mit Halbpension, (+33/4/94 05 90 52) oder in der einfacheren L'Hostellerie Provençale am Hafen ab 115 Euro pro Person (+33/4/94 05 90 43) - geöffnet jeweils Mitte April bis Anfang Oktober. Vorsicht bei Google und Hotelsuchmaschinen! Einige Herbergen erwecken den Eindruck, auf Port-Cros oder auf der Nachbarinsel Porquerolles zu sein - befinden sich jedoch auf dem nahen Festland. Weitere Infos: Französisches Fremdenverkehrsamt Atout France: 0900/250 015, www.franceguide.com, www.portcrosparcnational.fr

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Die zehn Îles d'Or: Die drei größten Inseln stehen Urlaubern offen. Touristisch am besten erschlossen und dennoch unter strengen Schutz gestellt ist Porquerolles mit stündlichen Bootsüberfahrten ab La Tour Fondue. Die dritte zugängliche Insel des Archipels ist Île du Levant, auch Le Levant genannt. Drei Viertel dieses gut einen Kilometer breiten und bis acht Kilometer langen Eilandes sind militärisches Sperrgebiet, das verbliebene Viertel ist für Nudisten reserviert. Die in den 1930er-Jahren entstandene Urlauberortschaft Héliopolis mit verschiedenen Übernachtungsmöglichkeiten gilt als Keimzelle der französischen FKK-Bewegung.

Der Mann hat eine Geliebte. Er nennt sie "meine Perle" und blickt schmachtend drein, wenn er von ihr erzählt. Von ihrer Schönheit, von ihrer Wärme, von den vielen Überraschungen, die sie ihm immer wieder bereitet. "Es ist, als ob ich sie jeden Tag aufs Neue entdecken würde", sagt er. "Sie macht mich noch immer neugierig. Und wenn ich mal nicht in der Nähe bin, bekomme ich Sehnsucht." Sogar der Tonfall seiner Stimme verändert sich dann, wird weicher, der Klang singender. Die Arme beginnen zu gestikulieren, ganz so, als würde er ihre Figur, ihre Taille in die warme Sommerluft zeichnen, damit sich jeder der Umstehenden von dieser Schönheit ein Bild machen kann.

Die Affäre von Nicolas Gérardin läuft schon seit fast dreißig Jahren, und der Name der Geliebten ist auf die Schulterpartie seines Diensthemds gleich unter dem Nationalpark-Logo eingestickt: "Port-Cros" steht dort, der Name dieser nahezu unbewohnten Insel im Mittelmeer, die "so schön und so still und immer noch unverfälscht natürlich" ist.

Gérardin hat vor bald drei Jahrzehnten allein die Welt umsegelt - um am Ende des Törns schließlich ungeplanterweise auf Port-Cros hängen zu bleiben. Und um seitdem davon zu schwärmen, wie viele verschiedene Grüntöne es hier gebe, wenn man erst einmal die Farbabstufungen all der unterschiedlichen, seltenen Pflanzen zusammenzählt, wie sich der Blick vom Turm der Festung Fort de l'Estissac im Meer verliere und wie sich das Blau der Wellen mit dem des Himmels verbinde, wie schön die Tauchgründe hier seien und dass er noch nirgendwo zuvor - nicht in der Südsee und nicht im Indischen Ozean - jemals so etwas Schönes gesehen habe.

Ob ihm hier womöglich irgendetwas nicht gefalle? Er schaut, als würde er die Frage nicht ganz verstehen. Einen Moment lang ist er wortlos, bevor er wieder weiterschwärmt.

Insgesamt sind es zehn Inseln, die der südfranzösischen Küstenstadt Hyères vorgelagert sind. Die Großstadt Marseille ist nur eine Autostunde entfernt. Die drei größeren Eilande dieser Îles d'Or, der sogenannten "Goldenen Inseln", stehen Besuchern offen. Meistbesuchtes Eiland ist die Schwesterinsel Porquerolles, die näher am Festland und entsprechend rasch erreichbar ist. Hier gibt es mehr Hotels, eine ganze Menge Restaurants, etliche Eissalons, und während der Sommermonate wird sie im Halbstundentakt von tausenden Tagesgästen an Bord von Ausflugsschiffen angesteuert.

Die Naturschützer aus Port-Cros haben indes das Glück, dass ihre Insel nicht ganz so leicht zu erreichen ist. Eine knappe Stunde dauert die Überfahrt aus Hyères, und selbst mitten in der Hochsaison nimmt die Zahl der eingesetzten Ausflugsschiffe niemals überhand.

Alle Îles d'Or stehen unter Naturschutz, doch als einzige davon ist Port-Cros komplett als Nationalpark ausgewiesen - und das bereits seit 1963. Der letzte private Besitzer übergab die Insel damals an den Staat und hat diese Schenkung mit der Auflage verbunden, sie unter Schutz zu stellen. Die Voraussetzungen waren gut, denn bereits seit 1890 wird auf Port-Cros keine Landwirtschaft mehr betrieben, während nebenan auf Porquerolles Wein angebaut wird und Oliven geerntet werden. Schon seit mehr als hundert Jahren ist die Natur hier sich selbst überlassen.

Die Vorschriften innerhalb des Nationalparks sind streng. Im Freien herrscht sogar ein generelles Rauchverbot. "Ja, und zwar wegen der Umweltverschmutzung durch weggeworfene Kippen und mehr noch aufgrund der Waldbrandgefahr", erklärt Nicolas Gérardin. Satte 135 Euro Geldstrafe sind fällig, wenn man mit brennender Zigarette ertappt wird. Allein die Androhung dieser Strafe, plakatiert am Bootsanleger, hält die meisten Raucher davon ab, hier zum Tabak zu greifen. Ranger wie Gérardin überwachen die Einhaltung der Regel. Und weil jedes Feuer seiner Geliebten Narben zufügen könnte, versteht er bei so etwas nicht den geringsten Spaß.

Mönchsrobben sagen Hallo

Weniger als drei Dutzend Menschen sind auf dem rund vier Kilometer langen und bis zu zweieinhalb Kilometer breiten Eiland zu Hause. Bloß ein paar vereinzelte Häuschen mit Bars und Restaurants säumen die halbmondförmige Hafenbucht. Wichtig zu wissen: Insgesamt gibt es auf Port-Cros gerade einmal 27 Hotelzimmer, die im Juli und August schon lange im Voraus ausgebucht sind, dazu ein paar kaum minder begehrte Ferienwohnungen.

Tagsüber sind es meist Wanderer mit Picknickbox im Rucksack, die hier auf dreißig Kilometern Länge auf markierten Wegen und schmalen Pfaden über die Insel streifen. Lediglich in drei Buchten ist das Baden gestattet - auch um die seltenen Mönchsrobben nicht zu stören, die in der Region bereits ausgestorben waren und nun wieder angesiedelt wurden.

Abends sind auf diesen Pfaden nur noch Eidechsen unterwegs, die eilig über den Weg an der Steilküste huschen, dazu ein paar Seevögel am Himmel. Nachts versinkt Port-Cros schließlich in tiefster Ruhe, bis morgens aus dem ersten der vier Restaurants am Hafen das Radio dudelt, der Moderator irgendetwas von einem Stau auf der Küstenstraße erzählt, dabei natürlich das Festland meint und zur Beruhigung erst mal ein paar Chansons auflegt.

Kellner rücken derweil Tische und Stühle zurecht, breiten Polsterauflagen aus und warten auf die Ausflügler, die im Sommer gegen halb elf mit dem ersten Boot aus Hyères eintreffen werden. Gerade war Fischer Gérard Genta aus Porquerolles da und hat eine Kiste fangfrischer Doraden und zwei Kisten mit Rotbarben aus seiner frühmorgendlichen Fangfahrt am Hintereingang abgegeben.

Ein paar Segler sitzen auf der Veranda unter breiten, dunkelgrünen Markisen und kauen an ihren Croissants, nippen am Café au Lait und lesen in der Tageszeitung von gestern. Sie haben die Nacht auf ihren Schiffen verbracht, werden sich den neuen Tag lang wieder vom Wind auf dem Wasser zwischen den Inseln voranschieben lassen und abends hierher zurückkehren.

"Erst die Natur, dann das Eis"

Wenn die Tagesbesucher erst einmal da sind, verläuft sich der scheinbare Ansturm schnell wieder. Zwei Schulklassen stapfen mit ihrem Biologielehrer in die Natur. Ein blondes Mädchen, keine zwölf Jahre alt, will ein Eis. Der Lehrer bleibt stur: "Erst die Natur, dann das Eis." Ein paar junge Leute steuern den Strand Plage de la Palud an, ein Pärchen zieht währenddessen ein ungenutztes Holz-Ponton in Sichtweite der Bootsanleger als private Sonnenbank vor. Das Mittelmeer gluckst zur Begrüßung. Andere wiederum zieht es in die Cafés - oder rucksackbepackt auf Wanderschaft um die Insel.

Manchmal bleibt der Blick beim Schwenk übers Meer an den großen, luxuriösen Yachten haften, die draußen unterwegs sind. Irgendwie sieht die Frau, die dort an diesem Nachmittag gerade im roten Badeanzug von Deck springt, ein bisschen aus wie Angelina Jolie. Der Typ mit dem quergestreiften Matrosenshirt könnte Brad Pitt sein. Kann sein, dass sie es sind. Das wäre nicht ungewöhnlich. Gerne und oft kommen die Yachtbesitzer aus dem nahen Saint- Tropez am Festland und unternehmen einen Tages-Törn durch die Gewässer der Îles d'Or. Zu den Stammgästen zählt auch U2-Sänger Bono, der oft mit Formel-1-Rennstall-Magnat Eddie Jordan auf dessen Boot unterwegs ist.

Früher kam auch François Mitterrand regelmäßig hierher, machte Ferien im Herrenhaus Le Manoir d'Hélène, wo die Esstische der Gäste unter hohen Bäumen auf einer gemähten Wiese stehen und Störche beim Mittagsmahl zuschauen. Einmal hatte er Helmut Kohl mitgebracht, damals noch deutscher Regierungschef. Die beiden Herren bekamen eine schwärmerische Führung über die Insel. Es war, natürlich, Nicolas Gérardin, der Mann mit der Geliebten im Mittelmeer. (Helge Sobik, Album, DER STANDARD, 14.7.2012)