Dornbirn - Wer sich vom ersten Parteitag der Piratenpartei Vorarlberg politische Aufbruchsstimmung erwartete, wurde enttäuscht. 20 Stimmberechtigte, beobachtet von einer Handvoll Sympathisanten, zogen am Sonntagnachmittag im Dornbirner Spielboden ihre Abstimmung über Geschäftsordnung und Funktionäre durch - staubtrocken wie die Jahreshauptversammlung eines x-beliebigen Vereins. Politische Diskussionen blieben aus, Kandidatinnen und Kandidaten wurden ohne tiefergehende Nachfragen abgenickt. Das habe einen einfachen Grund, erklärt ein Parteimitglied: "Wir kennen uns von den Stammtischen, wissen wie die Leute ticken, da erübrigen sich Fragen."

"Zu förmlich" seien die Piraten in letzter Zeit gewesen, formulierte Vorstandsmitglied Serdal Stern in seiner "Wahlrede" leise Kritik. Nach den Mühen der Geschäftsordnungserstellung solte es an das Inhaltliche gehen: "Wir brauchen Themen", forderte der Bautechniker. Weil sich die Piraten als Mitmachpartei verstünden, sollten "die Leute mit ihren Themen kommen, wir verstehen uns ja als Sprachrohr".

Parteifinanzen

Die Themen der neu gewählten Funktionäre: Transparenz, Bürgerbeteiligung, Bildung für alle, Urheberrechte, bedingungsloses Grundeinkommen. Ein wesentlicher Unterschied zu den etablierten Parteien: Die Parteifinanzen werden über Internet veröffentlicht, jeder Spender wird namentlich genannt.

Die Vorarlberger Piraten zeigen sich wie überall anders männerdominiert, im Gegensatz zu urbanen Piratengruppen stellten sich auffällig wenig Junge der Wahl. Die Piraten sind wie die anderen Vorarlberger Parteien geprägt von Männern mittleren Alters. Die Arbeit der Partei werden aber Frauen machen: Von den drei Geschäftsführenden sind mit Sabrina Felder und Doris Prähauser zwei weiblich. Sprecher oder Sprecherin gibt es keine, die Piraten verstehen sich als basisdemokratisch.

Kandidatur bei Landtagswahl 2014

Die Vorarlberger Piratenpartei hat zurzeit 26 stimmberechtigte Mitglieder. Erstmals politisch in Erscheinung traten die Piraten bei der Gemeindevertretungswahl 2010 in Bregenz. Sie erreichten 1,6 Prozent. Die Landtagswahl 2014 war beim ersten Parteitag kein Thema. Man werde kandidieren, war am Rande des Parteitags zu vernehmen. Programm und personellen Zusammensetzung würden aber noch diskutiert. (Jutta Berger, DER STANDARD, 16.7.2012)