Bonn - Der Intendant der Bundeskunsthalle in Bonn, der Wiener Robert Fleck, scheidet vorzeitig aus seinem Amt. Er habe um eine Entbindung von seinen Aufgaben zum 1. Oktober 2012 gebeten, teilte der 55-Jährige kürzlich mit.

Vor zwei Wochen hieß es noch, dass der Ende 2013 auslaufende Vertrag nicht verlängert werde. Fleck beteuerte damals, dass es keinen Zusammenhang mit der vielfach kritisierten Anselm-Kiefer-Ausstellung gebe, die am 20. Juni eröffnet wurde: "Ich habe den Aufsichtsgremien der Bundeskunsthalle bereits am 24. April mitgeteilt, dass ich nicht für einen zweiten Fünfjahresvertrag zur Verfügung stehe. Nach dann insgesamt 14 Jahren an der Spitze großer Institutionen - in der Kunsthochschule in Nantes, den Deichtorhallen in Hamburg und der Bundeskunsthalle - möchte ich mich auf die Professur an der Kunstakademie Düsseldorf konzentrieren sowie auf Buch- und Ausstellungsvorhaben."

Doch auch wenn es keinen kausalen Zusammenhang gab, wurde der Druck auf Fleck immer größer. Man warf ihm vor, die Präsentation der Kiefer-Sammlung des Unternehmers Hans Grothe als "Retrospektive" verkauft zu haben. Im Gegensatz zu Österreich, wo Bundesmuseumsdirektoren keine Scheu haben, Privatsammlungen durch Ausstellungen zu nobilitieren, wird dies in Deutschland als "Kulturbruch" gesehen.

Fleck erachtet es gegenüber dem STANDARD dennoch "als richtige Entscheidung", Kiefer in seinem Heimatland "zum ersten Mal seit 1984 umfassend zu präsentieren": Die Sammlung Grothe sei nicht nur die weltweit größte Kiefer-Kollektion, sie sei auch die einzige, "die in engem Zusammenwirken mit dem Künstler seit mehr als 25 Jahren entstand". Zu sehen sind u. a. noch nie gezeigte Werkgruppen: "So gesehen ist sie auch ein Novum." (APA/trenk, DER STANDARD, 16.7.2012)