Georgiberg: Dank des Mikroklimas und der vielen verschiedenen Bodensorten wachsen hier Trauben in Weiß und Rot.

Bilder vom Weingut gibt's in einer Ansichtssache.

Info: Weingut Georgiberg

Foto: Weingut Georgiberg

Das Eingangstor zum Weingut befindet sich nur einen kleinen Hügel von Slowenien entfernt. Nach dem Motto "Die Lage macht fast schon den Wein" liegt der Georgiberg in einer Hügellandschaft in kräftigen Farben mit überaus gesegnetem Klima. Die Assoziation zur Toskana hat sich keine Tourismusorganisation ausgedacht. Sie ist für jedermann nur allzu augenfällig.

Besucher am Georgiberg werden zuallererst vom jüngsten Mitglied der Familie Trierenberg begrüßt: von Benni, einem schwarzen Jagdhund. "Benni ist unser Refraktometer", erzählt Nora Trierenberg, die mit ihrem Mann Christian das Weingut 2008 übernommen hat. Üblicherweise messen Winzer mit dem kaleidoskopartigen Gerät den Zuckergehalt ihrer Pflanzen. Am Georgiberg jedoch macht sich immer wieder der Hund zielsicher zum Naschen zum Weinberg auf - dann, wenn die Trauben reif und süß sind.

Die Geschichte des 20 Hektar großen Weinguts reicht bis ins Jahr 1777 zurück. Lange Zeit war die Weinproduktion dabei hauptsächlich auf den Eigenkonsum beschränkt. Mit dem illyrischen Klima, das sich vom pannonischen nur durch eine höhere Niederschlagsmenge unterscheidet, eignet sich das Grenzland zu Slowenien ideal zum Weinanbau.

Künstliches Mikroklima

Eine weitere Besonderheit der Gegend bilden die unterschiedlichen Lagen. Am Georgiberg befinden sich auf wenigen Hektar Fläche sechs verschiedene Bodensorten - von Sand über Tonmergel und hin zu Muschelkalk. Vor 20 Millionen Jahren befand sich nahe dem Weingut noch ein Meer. Und auch heute noch kann man beim Graben Steine mit eingekerbten Muscheln finden. "Daher ist es besonders wichtig, sich hier genau zu überlegen, welche Rebsorte man wo anpflanzt", sagt Trierenberg. "Wo etwa ein Grauburgunder ideal gedeiht, da wächst der Sauvignon nur mäßig."

Neben den typisch steirischen weißen Rebsorten wie Welschriesling, Weiß- und Grauburgunder und Sauvignon Blanc produziert das Weingut mit 30 Prozent einen für die Gegend außerordentlich hohen Anteil an Rotweinen. Mittels eines kleinen Schwindels hat man die Natur ausgetrickst: Durch künstliche Teiche schufen die Trierenbergs ein Mikroklima, das der Po-Ebene nachempfunden wurde. Das Wasser soll den Trauben die Abkühlung und den nötigten Nebel im Herbst verschaffen um den Wein dadurch möglichst fruchtig zu machen.

Eine bestimmte rote Traubensorte war in der Untersteiermark seit dem 18. Jahrhundert außerordentlich beliebt: Der Blaue Muskateller ist rein optisch eine dunkelblaue Speisetraube mit fleischigen Beeren. Erzherzog Johann von Österreich brachte sie einst aus südlicheren Gefilden in die örtliche Weinbauschule mit. Seit der Zeit des Kommunismus wurde die Weinbauschule, die sich auf slowenischem Boden befindet, nicht mehr betrieben - und der Blaue Muskateller geriet schließlich in Vergessenheit.

Rebstöcke von Lamborghini

Bis schließlich der ehemalige Betreiber des Weinguts davon erfuhr und kurzerhand den Eisernen Vorhang passierte. Gerüchten zufolge soll er die Rebschule ausfindig gemacht und einen Klon über die Grenze geschmuggelt haben. Mittlerweile ist der Blaue Muskateller eine Spezialität des Hauses - ausgebaut in Champagner-Methode. Sprich: Sekt in Flaschengärung.

Aus südlicheren Gefilden stammen auch die weiteren roten Trauben. In den Siebzigerjahren holte man aus Frankreich Merlot- und Pinot-noir-Reben. Und aus Italien kamen Cabernet-Sauvignon-Rebstöcke aus der Rebschule des famosen Autobauers Ferruccio Lamborghini.

Nachdem der Weinertrag am Georgiberg quantitativ recht überschaubar ist, wird besonders viel Wert auf die Qualität gelegt. "Bei uns ist der Weinanbau mit viel Handarbeit verbunden", sagt Nora Trierenberg. Das geschulte Personal stammt meist jenseits der Grenze aus Slowenien. Und es muss bei den Rebstöcken auf jedes noch so kleine Detail achten: Wird etwa zu viel Laub an der Pflanze gelassen, so geht zu viel Energie der Pflanze in die Blätter anstatt in die Trauben. Bei zu wenig Blättern jedoch hat diese womöglich zu wenig Schatten, der sie vor der Nachmittagssonne schützt. (Fabian Kretschmer, Album, DER STANDARD, 14.7.2012)