Es ist soweit. Die Mediaanalyse, Österreichs ältestes Instrument zur Reichweitenmessung, soll nach 35 Jahren gleichbleibender Methodik und Struktur eine Veränderung erfahren. Ausgehend vom Verein Mediaserver wird im Sommer 2012 ein Pilotprojekt gestartet, um die Mediadaten der externen Nutzungsstudien aus den Gattungen TV, Web und Radio in die Mediaanalyse zu integrieren und so eine intermediale Vergleichbarkeit zu ermöglichen.

"Die Mediaanalyse hat seit ihrer Gründung vor 35 Jahren ihre Forschungsmethode nie verändert. Bei dem geplanten Mediaserver sollen die Studien als Clients an den Server angehängt und in der Mitte zusammengefangen werden. Der Server soll den Tagesablauf der Österreicher in seiner medialen Wirklichkeit widerspiegeln", sagte Joachim Feher, Geschäftsführer der Mediacom und treibende Kraft hinter dem Projekt am Donnerstag am Werbeplanung.at Summit.

Nicht Fisch, nicht Fleisch

Damit jedoch eine intermediale Vergleichbarkeit ausgewiesen werden kann, müssen sich die Interessensgemeinschaften zuerst auf gemeinsame Konventionen zwischen den hart und weich gemessenen Währungen einigen. Nebst der Erhebungsweise spiele auch die Art des Konsums eine Rolle, sagte ÖWA-Präsidentin Gerlinde Hinterleitner.

Die Österreichische Webanalyse (ÖWA) steht neben dem Projekt Mediaserver zusätzlich vor der Herausforderung, gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft Teletest (AGTT) eine einheitliche Online-Videomessung zu verhandeln. Ein Testlauf dazu hat im Juni gestartet.

Druck der Werbekunden

"Die Nutzung unserer Mediathek ist gerade bei jungen Formaten stark gestiegen", sagte Christian Moser, Leiter des Media Market Research bei ATV, "Wir wollen für unsere Werbekunden ausweisen, wie viele Menschen unseren Content sehen. Derzeit misst jeder TV-Sender im Web mit einem anderen Anbieter, es gibt keine einheitliche Währung."

Als Zielvorgabe definierte Moser die Lieferung der TV- und Bewegtbild-Daten aus einem Tool heraus, Probleme verortete er wiederum bei der Konventionsfrage: "Im TV wird jeder Zuschauer sekundengenau anteilsmäßig gemessen. Online ist die Nutzungsdauer zwar hoch, aber die Inhalte werden anders konsumiert. Die ZIB2 ist beispielsweise in Beiträge gestückelt. Zählt man also einen View, wenn ein Nutzer einen Beitrag anschaut oder wenn er die ganze Sendung anschaut?"

App-Messung ab Herbst

Auch die App-Messung wird im August 2012 starten. Wenn alles plangemäß abläuft, können die ersten Zahlen bereits im September präsentiert werden. "Unsere Mitglieder betreiben derzeit rund 120 Apps. Für die App-Messung arbeiten wir mit Libary, jedes Gerät wird identifiziert", sagte Hinterleitner. Für den Anfang werden, möglicherweise aus Kostengründen, nicht alle Anbieter mitmachen. (Tatjana Rauth, derStandard.at, 13.7.2012)