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Es lebe der Sport!

Foto: APA/EPA/ARRIZABALAGA

London/Wien - Das Erste Deutsche Fernsehen, sonst der Quotenmaximierung durch professionellen Faustkampf nicht abgeneigt, hat aus Imagegründen abgewunken. Also ist am Samstag der potenziell unterhaltsamste Schwergewichtskampf in einem europäischen Ring seit langem nur gegen Extrabezahlung auf Sky zu sehen. 25 Euro muss auslegen, wer live dabei sein will, wenn sich die beiden Briten David Haye (31) und Dereck Chisora (28) im durch 35.000 Fans ausverkauften Londoner Upton Park schlagen.

Die Werbetrommel für ihr Treffen im Stadion des Fußballklubs West Ham United rührten die beiden erstmals am 18. Februar in den Katakomben der Münchner Olympiahalle. Chisora hatte, nachdem er seinen Kontrahenten beim Wiegen geohrfeigt und dessen Bruder Wladimir im Ring mit Wasser bespuckt hatte, nach Punkten gegen Witali Klitschko verloren. Haye, als TV-Experte vor Ort, beschimpfte Chisora bei der Pressekonferenz nach dem Kampf. Es kam zu einer blutigen Prügelei, der erst die Polizei Einhalt gebieten konnte.

Luxemburgische Lizenzen

Der britische Boxverband entzog Chisora die Lizenz. Haye, der nach seiner Punkteniederlage gegen Wladimir Klitschko am 2. Juli des Vorjahres in Hamburg seine Karriere beendet hatte, ließ sich zu einem Kampf gegen Chisora überreden. Luxemburgische Lizenzen für beide Boxer machten den Weg frei.

Seither rennt der Schmäh für einen Event, den das Management der Klitschkos als Freakshow bezeichnet. Wladimir Klitschko beklagt die " falsche Botschaft an die Jugend. Je ungeheuerlicher du dich benimmst, umso mehr Geld kannst du machen." Tatsächlich kassiert Chisora zwei Millionen Euro, die größte Börse seiner Karriere. Haye steckt drei Millionen ein. Dafür legten sich die beiden ordentlich ins Zeug. Haye empfahl seinem Kontrahenten einen Besuch beim Psychiater, Chisora nannte den ehemaligen Weltmeister im Cruiser- und im Schwergewicht eine Drama-Queen, die er vernichten werde.

Die Wetten stehen eher auf einen vorzeitigen Sieg von Haye, der eigentlich Witali Klitschko im Visier hat. Gegen den älteren der ukrainischen Brüder rechnet sich der Londoner gute Chancen aus, nochmals Weltmeister zu werden. Der Kampf gegen Chisora soll nur ein Appetizer sein, aber besser munden, als die Kost, die die Klitschkos auftischen. (sid, lü, DER STANDARD, 14./15. Juli 2012)