Bild nicht mehr verfügbar.

Im Wald oft nur auf ein Problem reduziert: der Braunbär

Foto: APA/ZOO SALZBURG

Graz - Jenem Braunbären, der Ende Juni rund 40 Schafe im Bereich Donnersbach-Sölktal (Bezirk Liezen) gerissen hatte, will die steirische Landespolitik zwar nicht das Fell über die Ohren ziehen, eine Abschiebung findet man hingegen bärig. Konkret soll das Raubtier betäubt und ins Ötschergebiet verbracht werden. Bärenanwalt Georg Rauer hat diesbezüglich aber Bedenken: "Eine Umsiedlung ist sicher nicht die Lösung des Problems, man verlagert es nur. Und wer garantiert, dass der Bär nicht wieder zurückkehrt? Die Distanz vom geplanten Aussetzungsgebiet zurück zur Schaf-Alm schafft das Tier in wenigen Tagen."

Dazu kommt, dass der Bär - gemäß Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie - im schlafenden Zustand nicht außer Landes gebracht werden und das Tier auch nicht in einem Gehege aufwachen darf. "In Österreich wird es mit einem neuen Bärenquartier schwierig. Keiner wird erfreut sein, wenn er plötzlich einen Braunbären quasi vor die Haustür gesetzt bekommt", ist Rauer im Standard-Gespräch überzeugt. Fix sei, dass der Bär im Fall einer Umsiedlung mit einem Sender ausgestattet werde.

Der Problembär dürfte aber ohnedies bemerkt haben, dass ein Narkotikum in der Luft liegt. "Derzeit ist es ruhig", meinte Walter Schmiedhofer, Obmann des Schaf- und Ziegenzuchtverbandes Steiermark: "Der Bär ist anscheinend weitergezogen, und wir hoffen, dass er nicht wiederkommt." Am vergangenen Samstag wurden bereits 150 Schafe, die zuvor zur Sicherheit ins Tal gebracht worden waren, wieder auf die Alm getrieben. Weitere 100 Schafe werden in den nächsten Tagen folgen. Lediglich zwei Bauern haben sich dafür entschieden, ihre Tiere im Tal zu lassen.

Wiederholungstäter

Dabei sollten sich Bauer und Schaf eigentlich relativ sicher fühlen. Beschlossen wurde nämlich beim Bärengipfel die Errichtung von Elektrozäunen. Die Kosten in der Höhe von 15.000 Euro werden von der steirischen Naturschutzabteilung übernommen.

Rauer zufolge sollen dem Bären bereits 2009 15 Schafe in Osttirol zum Opfer gefallen sein. Offenbar handelt es sich bei dem sechs Jahre alten Bärenmännchen um ein Tier aus dem italienischen Trentino. Auch im Mürz- und Murtal ist das Tier kein Unbekannter - dort soll es sich an zwanzig Bienenstöcken bedient haben. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, 13.7.2012)