Wien - Österreichs Nationalbank erwartet in den kommenden Jahren eine Konsolidierungswelle in der osteuropäischen Finanzbranche. Viele große westliche Banken müssten sich im Gegenzug für Staatshilfen auf Anweisung der EU von ihrem Auslandsgeschäft trennen. Dazu zählten auch ihre Töchter in Zentral- und Osteuropa, sagte Nationalbank-Gouverneur Ewald Nowotny am Donnerstag auf einer Veranstaltung des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Wien. "Wir werden einen Konzentrationsprozess in Zentral- und Osteuropa haben."

Marktanteil von unter fünf Prozent sinnlos

Grund dafür sei auch, dass manche Aktivitäten von ausländischen Banken in Osteuropa zu klein seien, um langfristig profitabel arbeiten zu können, sagte der Notenbanker. "Es gibt eine Faustregel: Es macht nicht viel Sinn, in einem Land eine Bank mit einem Marktanteil von unter fünf Prozent zu haben." Daher hätten sich viele westeuropäische Banken zuletzt ihre Bank-Töchter in der Region genau angesehen. "Es ist Zeit. Es macht Sinn, wirklich starke Banken zu haben", sagte der Gouverneur.

Österreichs Institute - unter ihnen die UniCredit-Tochter Bank Austria, die Erste Group und die Raiffeisen Bank International - zählen zu den größten Kreditgebern in der Region. Sie hatten sich nach dem Fall des Eisernen Vorhangs als eine der ersten in die Region gewagt und dort zahlreiche Banken übernommen. Dadurch hätten sie eine wettbewerbsfähige Position erlangt, sagte Nowotny. Ein Rückzug aus Osteuropa komme für die großen österreichischen Institute daher nicht in Frage.

Andere - wie die staatliche Hypo Group Alpe Adria und die teilverstaatlichte ÖVAG - müssen oder wollen sich jedoch wegen massiver Turbulenzen von ihrem dortigen Geschäft trennen. Nach Daten der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) sind in Osteuropa so viele Banken in ausländischer Hand wie sonst selten wo auf der Welt. Lediglich in Mexiko, Neuseeland und Afrika gebe es eine ähnlich hohe Konzentration von Banken, die in ausländischem Eigentum stehen. (APA, 12.7.2012)