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Grafik: APA

Wien - Die Industriekonjunktur trübt sich laut aktuellem Konjunkturbarometer der Industriellenvereinigung (IV) ein. "Im Moment stehen wir gut da - die Zukunftsaussichten sehen schlechter aus", sagte IV-Generalsekretär Christoph Neumayer heute, Donnerstag, in einer Pressekonferenz. Für das Gesamtwirtschaftswachstum Österreichs im heurigen Jahr hält die Industrie aber auch nach der Mitgliederbefragung an ihrer Prognose fest. Sie erwartet einen BIP-Anstieg von 0,5 bis 1 Prozent, "eher in der oberen Hälfte, näher an 1 Prozent", präzisierte IV-Chefökonom Christian Helmenstein. "Im Moment wirkt der Konsum stärkend."

Im Vergleich zu den Daten vor drei Monaten ist das IV-Konjunkturbarometer - eine Mischung aus Gegenwartsbeurteilung und kurzfristigen Erwartungen - von 25,1 auf 16,7 Punkte gesunken. Im März hatte es noch mit einem Plus von 14,8 auf 25,1 Punkte nach oben gezeigt. An der vierteljährlich durchgeführten Umfrage beteiligten sich 436 Unternehmen mit insgesamt rund 284.800 Beschäftigten.

Ruf nach Strukturreformen

Die derzeitige Geschäftslage wird noch mehrheitlich als "gut" oder "befriedigend" eingeschätzt. Die Auftragsbestände sind ebenfalls noch gut bzw. saisonüblich. Die Industrieproduktion soll sich aber in den kommenden drei Monaten rückläufig entwickeln. Angesichts des Fachkräftemangels wollen knapp drei Viertel der Unternehmen ihren Beschäftigtenstand trotz schwacher Konjunkturdynamik aufrechterhalten, ein Fünftel will sogar aufstocken. Nur ein Zehntel der Befragten will Mitarbeiter abbauen.

Die Ertragssituation sei vorläufig sehr stabil, "weil die Rohstoffkosten noch sinken und die Auftragsüberhänge noch da sind", so Helmenstein. Auf Sicht von sechs Monaten werde sich diese "Sondersituation" allerdings auflösen - bei den Verkaufspreisen sei schon im nächsten Quartal eine "markante Korrektur" zu erwarten. Erstmals seit neun Quartalen stünden dann wieder sinkende Absatzpreise ins Haus.

Verbesserungspotenzial ortet die IV nach wie vor bei den allgemeinen Rahmenbedingungen für die Industrie. Österreich habe "wesentliche Strukturreformen noch nicht umgesetzt", so Neumayer und verwies auf die international negative Einschätzung des Standortes Österreich und der Staatsschulden. "Wir verlieren kontinuierlich an Wettbewerbsfähigkeit", betonte der Generalsekretär.

Im Ranking des dänischen IV-Schwesterverbandes etwa, in dem über 90 internationale Benchmarks zusammengeführt würden, sei Österreich von Platz 14 auf Rang 17 abgerutscht. "Der Standort verliert an Attraktivität."

Sorge um Euro

Aber auch die wirtschaftlichen Unsicherheiten in der Eurozone bremsen die konjunkturelle Dynamik. Österreichs Wirtschaft kann nur geringfügig wachsen und bewegt sich am Rande der Stagnation. Das Wachstum in der Eurozone wird sich laut IV im zweiten Quartal markanter abschwächen als zuletzt.

Grund dafür sei weniger die anhaltende Schwäche der Weltwirtschaft als vielmehr "die zunehmende Sorge über die institutionelle Stabilität der gemeinsamen Währung". Investitionen würden durch die fortbestehende Risikoaversion und die unzureichende Verfügbarkeit von Finanzmitteln gehemmt. "Was momentan fehlt, ist Vertrauen." (APA, 12.7.2012)