Göppingen/Wien - Vorstand und Aufsichtsrat der deutschen Schuler AG empfehlen ihren Aktionären einstimmig die Annahme des Übernahmeangebots der österreichischen Andritz AG. Beide Gremien halten den Angebotspreis von 20 Euro je Aktie für finanziell angemessen. Die Mitglieder des Vorstands und Aufsichtsrats kündigen an, das Angebot von Andritz für die von ihnen gehaltenen Aktien anzunehmen, heißt es in einer Stellungnahme des Göppinger Pressenherstellers.

Andritz unterbreitete ein freiwilliges Übernahmeangebot, nachdem die Gründerfamilie Schuler-Voith ihr Aktienpaket - einen Anteil von 38,5 Prozent - Ende Mai 2012 an Andritz verkauft hatte. Das Übernahmeangebot gilt vorbehaltlich der Genehmigung durch die Kartellbehörden. Andritz hält bisher knapp 25 Prozent der Schuler-Aktien.

Grünes Licht von Ernst & Young

Bei der Bewertung des Angebotspreises stützen sich Vorstand und Aufsichtsrat insbesondere auf eine unabhängige Stellungnahme ("Fairness Opinion") der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young. Die Wirtschaftsprüfer halten den Angebotspreis unter Berücksichtigung unterschiedlicher Bewertungsverfahren für finanziell angemessen. Der Angebotspreis von 20 Euro liege demnach rund 35 Prozent über dem umsatzgewichteten Drei-Monats-Durchschnittskurs der Schuler-Aktie vor Ankündigung des Angebots.

Vorstand und Aufsichtsrat gehen davon aus, dass die Geschäftsaktivitäten von Schuler entsprechend der bisherigen Strategie fortgeführt werden sollen. Unter anderem wolle der Konzern seine Stellung in Wachstumsmärkten wie China weiter ausbauen und weltweit sein Serviceangebot erweitern.

Laut den von Andritz geäußerten Absichten sollen weder die Arbeitsverträge noch die Beschäftigungsbedingungen der Arbeitnehmer des Schuler-Konzerns zu ihrem Nachteil geändert werden, noch soll das Mitwirkungsrecht des Betriebsrats beschnitten werden, heißt es. Andritz wolle den Sitz und Standort wesentlicher Unternehmensteile des Pressenbauers belassen und mit dem bestehenden Vorstand zusammenarbeiten. Im Aufsichtsrat seien aber Veränderungen auf Seiten der Anteilseigner vorgesehen.

Schuler hatte im November 2011 einen Konsortialkreditvertrag über 450 Mio. Euro zur Deckung des Kapitalbedarfs aus dem operativen Geschäft geschlossen. Im Falle des Mehrheitserwerbs durch Andritz sollen mit den Konsortialbanken Verhandlungen über die Fortführung des Kreditvertrages aufgenommen werden.

Schuler-Vorstandschef Stefan Klebert hält die vom US-Finanzinvestor Elliott geforderte Erhöhung des Offerts für "nicht stichhaltig". Für eine Anhebung der Prognose gebe es keinen Grund, so Klebert in einem Reuters-Interview. Die von Andritz gebotenen 20 Euro je Anteilsschein seien "fair". (APA, 12.7.2012)