Ich bin seit Oktober 2011 Vater eines unehelich geborenen Sohnes. Die Trennung erfolgte nach einem Beziehungsjahr insoweit einvernehmlich, als es außer der in derartigen Situationen wohl üblichen Tränen keinerlei Kalamitäten gab. Nicht einmal erhobene Stimmen.

Ich habe seitdem jeden Monat pünktlich den Unterhalt bezahlt und anfänglich auch nach Kräften versucht, durch meine Anstrengungen klar zu vermitteln, dass ich Augenhöhe wünsche und eigentlich – im von mir als selbstverständlich erachteten Einvernehmen – davon ausgehe, dass wir uns die Obsorge teilen würden.

Nicht weil ich über jede noch so kleine Entscheidung justament feilschen will. Sondern weil mir in dieser ohnehin einmaligen Situation, in der ich als "moderner Mann" von Gleichberechtigung ausging, ein anzunehmender Vertrauensvorschuss nur recht und billig erschien: weil ich als Mann, der Gleichberechtigung zu leben versucht, von Augenhöhe ausgegangen bin. Fälschlicherweise.

Keine SMS, keine Kommunikation

Die Kindesmutter begann die Kommunikation mit mir ohne triftigen Grund schlicht und einfach einzustellen. Auch als mein Sohn nach einem Sturz auf den Boden im Krankenhaus aufgenommen werden musste und sogar ein Schädelröntgen notwendig war, ist mir das als Vater nicht einmal telegrammstilartig per SMS mitgeteilt worden.

Ich habe es durch Zufall von meiner als "Omi" sehr engagierten Mutter erfahren, während ich innerhalb eines halben Jahres zwei Gehaltserhöhungen und eine Beförderung erarbeitet habe, um eine finanziell tragfähige Basis zu schaffen.

Die gegenwärtige Gesetzeslage erleichtert mir die Wahrnehmung meiner Rolle als moderner Vater in keinster Weise. Im Gegenteil: Sie erzeugt ein Kompetenz- und Hierarchiegefälle, das diskriminierend ist und jeden Vater, der sich "erst einmal bewähren muss", vorab unter Generalverdacht stellt. Unter keinen geringeren nämlich, als ein verantwortungsloser Taugenichts zu sein, der sich wohl eher daheim vor den Fernseher legt, als seiner Verpflichtung als Vater nachkommen zu wollen.

Obsorge einklagen? Und dabei bewähren?

Wenn ich dann von der Mutter meines Sohnes selbst auf gezielte Nachfrage nur zynisch vernehme, ich könne die geteilte Obsorge ja einklagen, ist das ein Schlag ins Gesicht.

Aber was soll ich tun? Dieses Vorgehen der Kindesmutter ist formaljuristisch ebenso gedeckt wie die Jungfräulichkeitsuntersuchungen an Frauen durch iranische Religionswächter. Und mindestens so moralisch verwerflich, verletzend, beleidigend, entwürdigend und boshaft.

Nun fordert aber Ministerin Heinisch-Hosek, ich solle mich als Vater erst einmal "bewähren". Unter diesen Umständen? Wie soll das ihrer Meinung nach funktionieren?

Gut, ich kann meinen Sohn jederzeit sehen. Aber selbst wichtige Ereignisse und große Entscheidungen bleiben mir ebenso verborgen oder erreichen mich durch "Hörensagen" wie irgendeinen Lakaien, der als Samenspender seine Schuldigkeit getan hat – und jetzt gehen darf.

Nein, nicht ganz! Ich kann wie ein geschlagener Feldherr, die Situation still erduldend, meinen Tribut abliefern kommen. In Form von ach so selbstverständlichem Engagement und Betreuungsleistungen. Vielleicht auch noch, um der karenzierten Mutter den Wiedereinstieg in ihre Karriere zu erleichtern. Toll. Das ist also Gleichberechtigung im Jahr 2012.

Aber das erklärt vielleicht auch, wieso Frauen im selben Job immer noch bis zu ein Drittel weniger verdienen als ihre männliche Kollegen: Vielleicht müssen sie erst noch beweisen, dass sie sich in der Berufswelt auch bewähren ... Wie erbärmlich. (Joachim Schreiber, Leserkommentar, derStandard.at, 11.7.2012)