Allobates femoralis hat eine neue Insel besiedelt ...

Foto: Gerhard Rainer

... dafür hat Eva Ringler gesorgt.

Foto: Max Ringler

Wien - Welche Überlebensvorteile Polygamie Pfeilgiftfröschen bringt, erforscht die Wiener Evolutionsbiologin Eva Ringler im Nordosten Süamerikas. Dafür hat sie eine eigene Frosch-Population auf einer kleinen Insel aufgebaut, wo die Tiere isoliert von Artgenossen beobachtet werden können.

Unten am Fluss

"In dem Projekt wird auf einer Flussinsel in Französisch-Guyana eine Population von Allobates femoralis etabliert, um jene Faktoren zu untersuchen, die das Überleben der Tiere maßgeblich beeinflussen", erklärte Ringler. Die rund fünf Hektar große Flussinsel wurde im Zuge der letzten Feldforschung genau vermessen und kartiert.

"Wir haben bereits 1.800 Kaulquappen auf der Flussinsel ausgesetzt. Von jeder einzelnen wird ein genetisches Profil bestimmt: Dadurch können wir jedes Individuum vom Kaulquappen- bis zum Adultstadium genetisch verfolgen", erklärte Eva Ringler ihr Forschungsvorhaben, das sie gemeinsam mit ihrem Mann, dem Evolutionsbiologen Max Ringler, durchführt. Die Gewebeproben werden im Labor analysiert. Dafür wurde jeder Kaulquappe ein kleines Stück der Schwanzspitze entnommen. "Das ist quasi wie ein Fingerabdruck", so die Wissenschafterin.

Väterlicher Transport

Bei der Partnerwahl sind die Weibchen dieser etwa zwei Zentimeter großen und zwei Gramm schweren Spezies nicht besonders wählerisch. Ringler: "Die Weibchen wählen viele Männchen als Partner aus, da sie dadurch den Fortpflanzungserfolg sowie die genetische Vielfalt der Nachkommen erhöhen und verschiedenste Risikofaktoren in Bezug auf ihr Überleben ausschalten."

Denn vom Ei bis hin zur Metamorphose sind die Larven zahlreichen Gefahren ausgesetzt: von Fressfeinden bis hin zur Austrocknung der Wasserstellen, in denen sie sich entwickeln. Ringler: "Die Eier werden vom Weibchen an Land, also im Trockenen, abgelegt. Die Larven werden dann vom jeweiligen Männchen ins Wasser gebracht, wo sie bis zur Metamorphose bleiben." Das sei ein bei Amphibien recht einzigartiges Verhalten.

Dank der genetischen Marker können Ringler und ihr Team die gesamte Pfeilgiftfroschpopulation der Flussinsel langfristig verfolgen und auch Stammbäume zwischen aufeinanderfolgenden Generationen rekonstruieren. "Wir sind die ersten, die Individuen über alle Stadien eines Amphibienlebens in einer derartigen Studie genetisch verfolgen und analysieren", erklärt die Forscherin. (APA/red, derStandard.at, 13. 7. 2012)