Wien/Fukushima - Die Kritik an japanischen Regierungsangaben zur Gesundheitsbelastung durch radioaktive Strahlung reißt nicht ab. Laut Global 2000 hätte das nationale Strahlenschutzinstitut am heutigen Mittwoch Schätzungen veröffentlicht, denen zufolge die Schilddrüsenbelastung von Kindern durch den Super-Gau im AKW Fukushima unter den Grenzwerten liegen. Dies sei "schlicht falsch", konterte die Umweltschutzorganisation.

Während die japanischen Behörde von Messungen sprach, die unter dem Grenzwert von 100 Millisievert liegen würden und daher keine Folgen für die Kinder zu erwarten seien, verwies Global 2000 auf flächendeckende Untersuchungen in der Präfektur Fukushima: Von 38.114 untersuchten Kindern und Jugendlichen hatten 13.384 oder umgerechnet 35 Prozent bereits Knoten in der Schilddrüse, davon 970 mit einem Durchmesser von mehr als fünf Millimeter.

Bösartiger als bei Erwachsenen

Schilddrüsenknoten seien unter normalen Umständen bei Kindern sehr selten (1,5 bis maximal drei Prozent der Population), jedoch sehr viel häufiger bösartig als bei Erwachsenen, hieß es am Mittwoch in einer Aussendung. "Der Zusammenhang zwischen Strahlenbelastung und dem Auftreten von Schilddrüsenknoten bei Kindern ist lange bekannt, dennoch empfiehlt der Leiter der Untersuchungen, Professor Shunichi Yamashita, Vizepräsident der Fukushima Medical University, seinen Arzt-Kollegen, gegenüber verunsicherten Patienten weitere Untersuchungen für unnötig zu erklären", ärgerte sich Reinhard Uhrig, Atomexperte bei Global 2000.

Insgesamt sollen alle 360.000 Kinder in der Präfektur Fukushima untersucht werden - und es stehe zu befürchten, dass die Zahl der von Schilddrüsenknoten betroffenen Kinder noch signifikant ansteigt. Dass die Zahlen dennoch heruntergespielt werden, ist für Reinhard Uhrig "ein weiterer Schritt der pro-nuklearen Propagandamaschinerie in Japan, die auch vor der Verfälschung von bereits erwiesenen Daten zur Verstrahlung der verwundbarsten Opfer - von Kindern - nicht haltmacht". (APA, 11.7.2012)