Budapest/Zagreb - Die Redakteure wissen nicht, ob sie in einem Monat noch auf Sendung gehen können. Der ungarische Oppositionssender Klubrádió könnte seine Rundfunkfrequenz auf 95,3 Mhz nun ganz verlieren. Die ungarische Medienbehörde NMHH hat den Sender von der Bewerbung um die Frequenz mit der Begründung ausgeschlossen, Klubrádió habe die " leeren Rückseiten" der Bewerbungsunterlagen nicht unterzeichnet. "Das ist eine absurde Tragödie, nun könnten wir auch unsere temporäre Lizenz verlieren", sagt Redakteur György Bolgár zum Standard. Auch alle weiteren Bewerber für diese Frequenz und für zwei weitere Frequenzen wurden von der Bewerbung ausgeschlossen.

"Wir haben jetzt acht Tage Zeit, vor Gericht Einspruch dagegen zu erheben. Aber ich weiß nicht, ob das reicht. Denn ab Mitte Juli bis Ende August arbeitet das Gericht wegen Sommerurlaubs nicht. Und unsere temporäre Sendeerlaubnis läuft am 7. August aus", erklärt Bolgár.

Die Medienbehörde macht Klubrádió seit langem Probleme. Seit Februar 2011 muss der regierungskritische Sender alle zwei Monate um die Verlängerung der temporären Lizenz ansuchen. "Mit einer nur zweimonatigen Lizenz bekommen wir keine Werbung. Wir sind nahe am finanziellen Tod und können nur mithilfe der Spenden der Hörer überleben" , so Bolgár.

Die Medienbehörde hatte 2011 die Frequenz 95,3 Mhz bereits einem anderen Sender zugeteilt, doch ein Budapester Gericht forderte im März dieses Jahres eine Neuausschreibung. Klubrádió prozessiert auch um die Frequenz 92,9 MHz gegen die von der Regierung dominierte Medienbehörde. Eine Entscheidung wird für Donnerstag erwartet. (Adelheid Wölfl, DER STANDARD, 11.7.2012)