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Am Piratenstrand am Wittdüner Strand war Sebastian zum letzten Mal lebend gesehen worden.

Foto: dpa/Kinka Tadsen

Wien/Amrum/Husum - Die Polizeidirektion Husum (Schleswig Holstein) hat den Unfalltod des zehnjährigen Sebastian aus Baden bei Wien auf der Nordseeinsel Amrum als endgültig aufgeklärt präsentiert. Alle Ermittlungen, die Auswertung von Fotos und Zeugenbefragungen hätten ergeben, dass es am Sonntag, den 1. Juli,  "am späten Nachmittag beim Spielen im Sand zu einer Verschüttung des Sebastian gekommen ist", teilten die Kriminalisten am Donnerstag mit.

Der Bub hatte mit seinen Eltern und seiner Schwester auf Amrum Urlaub gemacht. Auf einem Abenteuerspielplatz in Strandnähe war er zuletzt lebend gesehen worden. Nach mehreren großen Suchaktionen entdeckten die Einsatzkräfte am vergangenen Mittwoch die Leiche des Kindes, direkt auf dem Spielplatz, im Sand tief begraben. Die Ermittler hatten bereits am vergangenen Mittwoch, kurz nachdem die Leiche entdeckt worden war, einen Unfall als wahrscheinlichste Variante bezeichnet. Seither versuchten die Bezirkskriminalinspektion Flensburg mit der Polizei Amrum und der Kriminalpolizei Niebüll Klarheit in die Geschehensabläufe zu bringen.

Die Familie war am Samstag vor dem Unglück auf die Insel gekommen. "Tatsächlich war Sebastian am Sonntag mehrfach am 'Piratenschiff', einem Spielgerät am Wittdüner Strand auf Amrum, gewesen", so der Polizeibericht. "Teilweise hatte ihn seine Familie dorthin begleitet." Die Urlaubsunterkunft lag nur etwa 150 Meter vom Strand entfernt.

"Den jetzigen Feststellungen nach hat Sebastian nachmittags unmittelbar am Piratenschiff quasi einen senkrecht verlaufenden Schacht mit einem Durchmesser von knapp einem Meter gegraben", so die Polizei. "Dazu hatte er sich zwischendurch Schaufeln von anderen Kindern geliehen. Um dieses Sandloch herum entstand durch die Aushebung ein ringförmiger Sandwall. Zeitweise haben ihm Kinder dabei zugesehen. Sebastian hatte seinen Spielort zwischenzeitig noch einmal verlassen und kehrte dann aber wieder alleine zurück."

Keine Anhaltspunkte für Fremdverschulden

Die Eltern hatten den Zehnjährigen am späten Nachmittag des 1. Juli vermisst gemeldet, unmittelbar danach liefen große Suchaktionen an. Aber erst nachdem ein Urlauber nach einem entsprechenden Aufruf der Polizei Schnappschüsse zur Verfügung stellte, die im Bereich des "Piratenschiffs" entstanden waren, wurde am 4. Juli das tote Kind bei einer neuerlichen, dieses Mal sehr zielgerichteten Suche gefunden.

"Hier wurde es traurige Gewissheit: Sebastian wurde in einer Tiefe von circa einem Meter gefunden", berichtete die Polizei. Die Ermittler gehen davon aus, dass Sebastian zuletzt mit den Händen gegraben hat. "Dann kam es unvermittelt zum Einsturz der Grube. Zurück blieb nur eine unscheinbare Mulde." Der Schüler sei "sofort völlig handlungsunfähig" gewesen, "verlor in kürzester Zeit das Bewusstsein und erstickte".

Ein Küstengeologe habe den von der Polizei ermittelten Geschehensablauf für plausibel erklärt. "Nach Gesamtbewertung aller gewonnenen Erkenntnisse liegen somit keine Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden am Tod von Sebastian vor", so die Ermittler.

Wie am Donnerstag weiters bekanntwurde, soll Sebastian auf Wunsch seiner Familie auf See bestattet werden. In der Evangelischen Kirche Baden wird am Montag, dem 16. Juli (17.00 Uhr), eine Trauerfeier für den Buben stattfinden. Seelsorger Harm Henke aus Baden, der als Urlaubsvertretung den Gottesdienst leiten wird, sprach von der schwersten Trauerfeier seines Lebens. "Ich bin seit 40 Jahren Pastor und habe über 1.000 Menschen beerdigt, so ein Schicksal ist aber auch für mich einzigartig." (APA, 10.7.2012)