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Mitt Romney im Glück.

Foto:Evan Vucci/AP/dapd

Aus den E-Mails, die das Wahlkampfteam von US-Präsident Barack Obama dieser Tage durch das Netz jagt, klingt die pure Verzweiflung: "Das ist kein Scherz. Wenn wir im Spendenrennen den Anschluss verlieren, wird es schwer, im November zu gewinnen." Tatsächlich hat der designierte Kandidat der Republikaner, Mitt Romney, den Amtsinhaber zuletzt in Sachen Spendenaufkommen deutlich abgehängt.

106 Millionen US-Dollar wurden dem als wirtschaftsfreundlich geltenden früheren Gouverneur von Massachusetts alleine im Monat Juni gutgeschrieben. Obama kommt im selben Zeitraum auf gerade einmal 71 Millionen. Besonders beängstigend für das Obama-Lager: Romney kann neuerdings auch bei Kleinspendern reüssieren, traditionellerweise eine Domäne der Demokraten. Ein Drittel seiner aktuell mit 160 Millionen Dollar gefüllten Wahlkampfkasse bezog der Republikaner aus Schecks unter 250 Dollar. Obama verfügt derzeit trotz des Vorteils des Amtsinhabers über 109 Millionen - für Republikaner ein Hinweis auf die Verwundbarkeit des bisher erfolgreichsten Spendensammlers der US-Geschichte.

Wall Street wendet sich ab

Dabei ist es nicht so, dass der Präsident untätig wäre: Auf 174 "Fund-Raisers", also Veranstaltungen mit potenziellen Donatoren, ließ sich Obama seit Beginn des Wahlkampfs 2011 blicken, alleine am Montag war er bei gleich zwei Galas zugegen. "Republikaner und Unabhängige, die Obama 2008 finanziell unterstützten, hatten gedacht, dass die Art wie in Washington gearbeitet wird, mit ihm ändern würde", erklärt ein New Yorker Geschäftsmann und Obama-Großspender der "New York Times". "Was sie jetzt sehen, ist Parteiengezänk und eine schlechte Wirtschaftslage."

Obamas Spitzen gegen Romneys Berufslaufbahn - er war Finanzinvestor in Boston - hätten seinem Ruf an der Wall Street ebenso geschadet wie seine Kritik an Steuererleichterungen für Wohlhabende. Vieles, so schreibt die "New York Times", spreche dafür, dass sich der Präsident im Rennen um die Big Spender dieses Jahr auf die traditionellen Gönner der Demokraten verlassen muss, etwa die Hollywood-Filmindustrie und die Gewerkschaften. (flon, derStandard.at, 10.7.2012)