Genug gelacht, liebe Piraten, und willkommen im Ernst des Lebens. Wer als politische Kraft in der Öffentlichkeit ernst genommen werden möchte, darf nicht über SS-Symbolik witzeln und sollte sich weitgehend von peinlichen Verschwörungstheorien fernhalten. Es reicht nicht, "weder links noch rechts" zu sein, Verantwortung übernehmen heißt Farbe bekennen. Und bei vielen Themen, die mit der Geschichte Österreichs zusammenhängen, sich eindeutig zu positionieren. Alles andere ist pubertär und steht einer Partei nicht an, die reelle Chancen hat, in den Nationalrat einzuziehen.

In welchem Zusammenhang steht bewaffnete Heimverteidigung mit der Forderung nach direkter Demokratie? Wo wird Transparenz gelebt, wenn unangenehme Diskussionen im Nachhinein aus dem Netz entfernt werden? Wie soll das werden, sollte die Partei tatsächlich einen Platz als Mitentscheider ergattern? Dass die Spitze nichts gewusst haben will von einem piratischen Schützenverein, der zahlreiche Mitglieder zum Austritt bewegte, ist jedenfalls kein gutes Zeichen.

Die Piraten in Deutschland leben alle Kinderkrankheiten einer neuen Bewegung vor. Bis zur Nationalratswahl sind noch gut eineinhalb Jahre Zeit. Zeit genug, sich als Partei intern zu konsolidieren, mit dem ewigen Hickhack und Mobbing einzelner Mitglieder Schluss zu machen und ein klares Profil zu gewinnen. (Julia Herrnböck, DER STANDARD, 10.7.2012)