Davos - Nach einer Studie des Eigenössischen Instituts für Schnee- und Lawinenforschung SLF in Davos sind Lawinenhänge ökologisch besonders reichhaltig. Je häufiger Lawinen auftreten, desto größer wird die pflanzliche Biodiversität. Der Unterschied zeigt sich deutlich im Vergleich zum umgebenden Wald.

Die aktuelle Studie des SLF zeigt, dass die Zerstörungskraft der Lawinen für die Natur auch positive Aspekte aufweist, da sie Standortbedingungen schafft, die einer ganzen Reihe von Pflanzenarten und Pflanzengesellschaften überhaupt erst das Überleben ermöglichen. Große, dominierende Bäume werden von Lawinen umgeknickt. Als Folge erreicht in Lawinenzügen viel mehr Licht den Boden als im angrenzenden Wald. Dadurch sind Wasser und Nährstoffe reichlicher vorhanden. Die mechanische Belastung durch die Lawinen ist für kleine Pflanzen gering, da diese durch die Schneedecke geschützt sind oder zum Teil elastisch genug sind, um sich den Schneemassen zu beugen.

In Lawinenhängen herrschen auf engem Raum unterschiedliche Umweltbedingungen, da die Belastungen im Zentrum der Lawinenzüge größer sind als auf den Seiten. Dadurch ist die biologische Vielfalt dementsprechend hoch. Viele verschiedene Arten finden passende Lebensbedingungen. Typische Lawinenpflanzen gibt es nicht, mehr als 80 Prozent der 141 beobachteten Arten kommen in weniger als fünf Prozent der Untersuchungsflächen vor. Die Vegetation außerhalb der Lawinenzüge besteht hingegen im ganzen Untersuchungsgebiet aus wenigen Pflanzenarten. In der Studie des SLF wurde erstmals bestätigt, dass je häufiger Lawinen niedergingen desto artenreicher und diverser die Vegetation war. Lawinenzüge, in denen jährlich Lawinen zu Tale stürzen, beherbergen rund dreimal mehr Arten als der angrenzende Wald. (pte)