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Federer liegt nach seinem Sieg gegen Murray im ramponierten Grün. Bei Olympia wird der Rasen wieder sprießen.

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Federer verabschiedet sich nur für kurze Zeit aus Wimbledon.

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Die Frisur ändert sich, der Pokal nicht.

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London/Wien - Mag sein, dass auch Eddie Seaward kurz eine Träne zerdrückt hat. Da stand der Schotte Andy Murray mit hängendem Kopf auf dem Centre Court und trauerte mit tränenerstickter Stimme seiner vergebenen Chance nach, der erste britische Wimbledonsieger seit Fred Perry vor 76 Jahren zu werden. Seaward freilich machte noch etwas anderes traurig: Grasnarben, Trampelspuren, braune Flecken entlang der beiden Grundlinien.

Seaward, 68 Jahre alt und seit 1990 Chefgärtner in Wimbledon, hat diesmal nicht wie üblich ein ganzes Jahr Zeit, um diese Makel gänzlich zum Verschwinden zu bringen. Von 27. Juli bis 12. August finden die Olympischen Spiele statt. Und die Athleten und Zuschauer sollen zumindest zu Beginn des Turniers ein nicht minder perfekt gepflegtes Grün an der Church Road vorfinden.

Nur einen Tag nach dem Rekordtriumph des 30-jährigen Schweizers Roger Federer ist in Wimbledon Ruhe eingekehrt. Seit heute, Dienstag, wird alles auf Olympia getrimmt - der Rasen zum Beispiel. Wie beim Grand-Slam-Turnier werden die Grashalme nicht länger als exakt acht Millimeter lang sein.

Was insofern eine Aufgabe ist, weil die Rasenflächen bei dem täglichen Mähgang nur um zwei Millimeter gestutzt werden dürfen. An den braunen Grundlinien werden vorgekeimte Kulturen eingesetzt. Rollrasen ist für Seaward ein No-Go: Säume könnten aufplatzen, Profis über Graskanten stolpern. Nach Olympia macht Seaward übrigens Schluss. Dann setzt er, der für seine Verdienste mit einem Orden geehrt wurde, seine Kenntnisse in Sachen Sähen, Wässern, Bürsten und Mähen höchstens für die Rasenpflege vor seinem eigenen Haus ein. "Das Einzige, das mich wirklich nervös machen kann", sagt Seaward, "ist Regen."

Davon ist in diesem Sommer in London noch sehr viel zu erwarten. Nach dem feuchtesten Juni seit Beginn der Wetteraufzeichnungen und einem bisher nicht minder miserablen Juli prognostizieren Meteorologen auch einen völlig verwässerten August. Einen Vorgeschmack bekamen Fans und Sportler in Großbritannien in den vergangenen Tagen: Neben Regenpausen und Verschiebungen in Wimbledon gab es rund um den Formel-1-GP in Silverstone vor allem am Freitag und Samstag ein Regenchaos.

Was die Freude von Federer auf die Spiele nicht mindert. "Es wird wohl einen Hype um mich geben", sagte der Schweizer, der seit Montag wieder an der Spitze der Weltrangliste steht. Federer, der 2008 in Peking mit Stanislas Wawrinka die Goldmedaille im Doppel holte, fehlt der Einzel-Triumph.

Bunt ist das neue Weiß

Ein bisschen unterscheidet sich der olympische Event vom traditionellen Grand-Slam-Turnier. Es wird nur auf zwei anstatt auf drei Gewinnsätze gespielt. Am Turnier nehmen nur halb so viele Athleten teil. Und die Spieler werden ermutigt, anstatt im obligatorischen Weiß in bunter Kleidung - etwa gemäß den Nationalfarben - anzutreten.

Schon vor Wimbledon wird sich Federer den nächsten Rekord gesichert haben. Weil die Tennis-Stars diese Woche pausieren, wird Federer der erste Spieler sein, der zumindest 287 Wochen an der Spitze der Weltrangliste steht. Über Federers Sieg in Wimbledon hat sich auch die karitative Organisation Oxfam gefreut. Nick Newlife hatte 2003 gewettet, dass der Schweizer siebenmal in Wimbledon gewinnen wird. Den Wettschein hat der 2009 verstorbene Brite Oxfam vermacht. Diese durfte jetzt 128.000 Euro in Empfang nehmen. "Das ist eine der wenigen Gelegenheiten, bei denen wir lächeln, wenn wir zahlen müssen", sagte Rupert Adams, Sprecher von Wettanbieter William Hill. (krud, DER STANDARD, 10.7.2012)