Na klar: Die "dicken Dinger" dürfen natürlich auch nicht fehlen.

Foto: Collage dieStandard.at / Screenshot www.beef.de

Seit Männer Kochen als Hobby für sich entdeckt haben, erfahren auch die primitivsten Männlichkeitsbilder ein Revival. Jamie Oliver hat es vorgemacht: Mann kann feine Kräutermischungen und raffinierte Gerichte zaubern, ohne auch nur eine Sekunde mit dem in Verbindung zu geraten, was Mama tagaus, tagein in der Küche getrieben hat. So wirbelt der kochende Oliver vor überschüssiger Energie strotzend durch die Küche, stößt die Herdtür mit dem Fuß zu, nimmt lieber die bloßen Hände anstatt Besteck und funktioniert McGyver-mäßig verschiedenste Alltagsgegenstände hemdsärmelig zu Küchengeräten um.

In diese Kerbe schlägt auch das Magazin "Beef", das aktuell seine zehnte Ausgabe feiert. "Für Männer mit Geschmack", heißt es im Untertitel, was erst der Anfang einer 172-seitigen Metaphern-Odyssee ist. Das Porträt eines Fischers wird mit "Der Lustmörder" betitelt, "Wo die wilden Kerle wohnen" heißt ein Bericht über skandinavische Köche, eine Serie über Innereien wird "Rausgerissen" genannt, und das "Scharfe Teil" wird gleich zweimal bemüht: einmal, um spezielle Radieschensorten vorzustellen, das andere Mal zur Anpreisung eines besonders guten Messers.

Holzfällerhemd und Truckerkappe

Und auch auf Bildebene lassen sich die kochenden Männer mit ihrem Machismo nicht lumpen. Entweder hält einer mit einem triumphierenden Gesichtsausdruck einen riesigen Lachs in die Kamera, als ob er ihn eben aus dem wildesten aller Gewässer gefischt hätte. Oder ein großer Brocken Fleisch wird von jemandem im Holzfällerhemd und mit Truckerkappe auf dem Kopf für den Griller präpariert. 

Bei so viel "Männer unter sich"-Zirkus muss natürlich gleich jeglicher Homoerotik-Verdacht im Keim erstickt werden, weswegen den LeserInnen des Männer-Heftes auf keiner Seite die plump provozierten Assoziationen zum jagenden, starken und vor allem heterosexuellen Mann erspart werden.

Das Heft wirkt insgesamt hochgradig ängstlich, so, als ob mit nur einer falschen Handbewegung in der Küche das beste Stück weg sein könnte. Doch bevor sich fast schon Mitleid mit so viel Muffensausen vor moderneren Männlichkeitsbildern und Homophobie breitmacht, verhindert dies das aktuelle "Beef" gleich selbst.

Lässig und lustbetont

Auf der letzten Seite wird nochmals jegliches Klischeedenken gebündelt und in Form der Auflistung "So kochen Männer. So Frauen." dargeboten. Hier wird zur Vorsicht noch einmal festgehalten, wie lässig, locker, lustbetont und neurosenfrei "er" doch ist - ganz im Gegensatz zur "ihr": "Er hat richtige Lust auf ein ordentliches Hendl und freut sich. Sie hat richtig Lust auf ein ordentliches Hendl und schämt sich."

"Er packt mit beherztem Griff das französische Schwarzfederhuhn am Hintern, spreizt vergnügt dessen Schenkel und steckt die Hand tief hinein. Sie greift vorsichtig zur Hühnerburst und zupft mit spitzen Fingern die Cellophanfolie von der Styroporschale." 

Laut "Beef" muss Mann sich also an jedem Hühnergericht seiner Sexualität und Männlichkeit versichern - klingt ganz schön anstrengend und - mit Verlaub - hochgradig neurotisch. Einmal Zitronen-Huhn, bitte. (Beate Hausbichler, dieStandard.at, 10.7.2012)