Gütersloh - Die deutsche Volkswirtschaft könnte in diesem Jahr 20 Mrd. Euro zusätzlich erwirtschaften, wenn chronisch kranke Arbeitnehmer bei der Behandlung besser unterstützt würden. Das ist das Ergebnis einer Studie der Bertelsmann Stiftung und der internationalen Strategieberatung Booz & Company, die am Montag veröffentlicht wurde.

Produktivitätseinbußen

Um den Erfolg von Therapien und deren Wirksamkeit zu verbessern, müsse bei den Lebensumständen und am Verhalten der Betroffenen angesetzt werden. Gemeint sind damit Medikamenteneinnahme, Diäten, aber auch Arbeitsabläufe und Pausengestaltung.
Ohne eine solche Unterstützung verursachen weit verbreitete chronische Krankheiten der Studie zufolge dagegen erhebliche Produktivitätsausfälle. Allein bei den beiden "Volkskrankheiten" Depression und Rückenschmerzen liegen die Produktivitätseinbußen aufgrund wiederholter Fehlzeiten oder Arbeitsunfähigkeit bei 21 bis 26 Mrd. Euro im Jahr.

In der Studie "Produktivitätszuwächse durch verbesserte Therapietreue" wird die Einbeziehung des Gesetzgebers angeregt. Mit einer konzertierten Aktion von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft könnten die Genesungschancen chronisch Kranker sowie die strukturelle Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandortes Deutschland verbessert werden.

Arbeitgeber einbinden

Zentrale Forderung der Studie ist es, sowohl die Arbeitgeber als auch die Sozialversicherung konsequent in wirksame therapiebegleitende Maßnahmen einzubinden. Gerade bei chronischen Krankheiten spiele neben der verordnungsgemäßen Einnahme der Medikamente oft die langfristige Umstellung der Lebensgewohnheiten eine entscheidende Rolle. Hier seien eine umfassende Patienteninformation, Coaching-Programme, aber auch der Austausch mit anderen Betroffenen über spezielle Netzwerke von großer Bedeutung.
 (APA, 9.7.2012)