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Schnäppchenjäger unterwegs: Was in der analogen Welt funktioniert, geht auch online. Billig shoppen im Internet hat aber auch seinen Preis.

Foto: AP/Probst

Shopping-Clubs sind etwas für Pfennigfuchser. Mit dem Hochkommen neuer Geschäftsideen im Internet und Hand in Hand mit der Geiz-ist-Geil-Mentalität ist auch ihre Zahl stetig gestiegen. Das Prinzip ist einfach: Kunden melden sich bei Shopping-Clubs an, erfreuen sich dann täglich über einen oder auch mehrere Newsletter für Aktionen. Exklusive Angebote für die Mitglieder, Markenartikel bis zu 80 Prozent reduziert - so locken die Anbieter die Nutzer. Mode, oft vom vergangenen Jahr, zum Ende der Saison aber auch gerade noch die aktuelle Kollektion, Technik, Sportartikel, Wein & Delikatessen, Schmuck oder Küchenutensilien finden die Smartshopper im Sortiment. Das Angebot läuft nur einige Tage und das Kontingent an Gebotenem ist begrenzt.

Der Vorteil für die Konsumenten ist dabei eindeutig der meist unschlagbare Preis. Eine Outdoorjacke um 35,98 Euro statt 199,95 Euro oder einen Kapuzenpulli um 19,95 Euro statt um 42,95 fanden etwa jüngst die Tester von Stiftung Warentest bei ihrer aktuellen Untersuchung. Getestet wurden von der Verbraucherorganisation sechs Anbieter. Das Fazit: Gut ist keiner, fünf sind befriedigend, einer ist ausreichend.

Alles echt und alles billig

Das Erfreuliche zuerst: Die gelieferte Markenware war kein Plagiat und die Preise toppte niemand. Was die Tester interessierte: Liefern die Anbieter die Waren zum versprochenen Preis? Wie lange dauert es, bis sie ankommen? Funktioniert die Rückgabe reibungslos? Wie schaut es mit den Zahlungsmethoden und der Kundenfreundlichkeit aus? "Da gibt es insgesamt noch einigen Nachholbedarf", fasst Warentesterin Simone Vintz im Gespräch mit derStandard.at das Ergebnis zusammen.

Shopping-Clubs sammeln die Bestellungen ihrer Kunden, ordern die Ware aber erst nach Aktionsende. Deswegen müssen die Kunden durchschnittlich zwischen acht und 16 Tage auf die Ware warten. Außerdem kann es passieren, dass der Hersteller die versprochene Stückzahl nicht liefern kann, dann gehen einige Kunden leer aus. Das passierte den Testern immerhin dreimal. "Die Shopping-Clubs können dafür nichts. Das Problem liegt im Geschäftsmodell", sagt Vintz: "Hat sich der Markenhersteller verzählt, kann er die versprochene Stückzahl nicht liefern." Wer also ernsthafte Absichten hat, muss schnell entschlossen sein und schnell bestellen, denn das Angebot ist jeweils begrenzt. Wer leer ausgeht, bleibt laut Vintz aber ein Geheimnis. Könnte sein, dass es der Letzte ist, der sein Angebot abgibt, vielleicht aber auch jener mit der geringsten Gesamtbestellung, oder aber es entscheidet der Zufall: Genaueres wollten die Anbieter den Testern nicht mitteilen.

Das ist für echte Schnäppchenjäger vermutlich aber ohnedies das geringere Problem. Heikler wird es, wenn es um die Rücksendung geht. Diesbezüglich tat sich der Anbieter Vente-privée - negativ - hervor. Der Grund: Bei Rücksendungen mit einem Warenwert von unter 40 Euro kassiert der Club eine Kostenpauschale von fünf Euro zuzüglich weiterer fünf Euro für Bearbeitung und Versand. Rücksendepauschalen sind aber ungesetzlich, warnt Vintz. Bei einem Kinder-T-Shirt um zwölf Euro würde der Club etwa nur zwei Euro zurück erstatten. Damit würde der Anbieter sich auf unelegante Art Rückgabewillige vom Hals halten: "Denn mit den Retouren hat keiner eine Freude."

Kredit für den Club

Auch was die Zahlungsmodi betrifft, haben die Tester einige Kritikpunkte: Ist die Ware bestellt, gewähren die Schnäppchenjäger dem Club Kredit, und das teilweise für Wochen, denn bezahlt werden muss meist sofort bei der Bestellung. Nur ein getesteter Club (pauldirekt) kassierte erst beim Versand. Beim Extrembeispiel zalando-lounge wurde ein Auftrag erst nach sechs Wochen storniert. Was den Testern ebenfalls nicht gefiel: Die Shopping-Clubs bevorzugen Kreditkarte und Paypal. Alternativen würden oft ganz fehlen. Manch einer bietet zwar Nachnahme oder Rechnung - allerdings nur gegen Aufpreis.

Kritik- und verbesserungswürdig findet Vintz den Umgang mit Kundendaten. Alle Clubs erfassen mehr Daten als nötig. Da wollen die wissen "woher man kommt, die Telefonnummer, woher man sie kennt, das ist alles nicht nötig." Außerdem setzen sie exzessiv Cookies ein und jeder zweite auch verfolgende Werbung. Mit weniger als 50 Cookies komme kaum ein Kunde weg, monieren die Tester. Was man besonders bemängelt: Wer Cookies nicht automatisch akzeptiert, sondern sie sehen und einzeln bestätigen will, kann zwei der sechs Testkandidaten gleich gar nicht nutzen. Das Fazit der Tester: Billiger geht's nicht, deutlich kundenfreundlicher aber schon. (Regina Bruckner, derStandard.at, 10.7.2012)