Grafik: STANDARD

Bild nicht mehr verfügbar.

Sudanesische Militärs im April auf einem Panzer der Südsudanesen in der Nähe von Heglig. Dort gab es die schwersten Kämpfe zwischen beiden Staaten im vergangenen Jahr.

Foto: Reuters/Abdallah

Juba - Fast 99 Prozent der Südsudanesen stimmten im Jänner 2011 dafür, am 9. Juli war es dann so weit: Der Südsudan erklärte sich unabhängig vom Sudan. Der Erdölexport und internationale Aufbauhilfen sollten dem krisengeschüttelten Land wieder auf die Beine helfen. Im ersten Staatshaushalt verließ sich die Regierung zu 98 Prozent auf Einnahmen aus dem Ölexport - ein schwerer Fehler, wie sich zeigt.

Im Jänner entschloss sich Präsident Salva Kiirs Regierung, die Ölförderung einzustellen. Denn der Sudan hatte südsudanesisches Öl konfisziert, weil Khartum höhere Erlöse aus dem Öltransit beansprucht. Der Süden nutzte bisher ausschließlich sudanesische Pipelines für Exporte, die Entwicklung alternativer Transportwege dürfte Jahre dauern.

Die Entscheidung zum Förderstopp war für den Südsudan mit seinen riesigen Ölreserven ein sehr schmerzhafter Schritt. Die Regierung musste den Staatshaushalt um drei Viertel im Vergleich zu diesem Jahr kürzen. Dabei leiden schon jetzt die Menschen größte Not, der Südsudan zählt zu den ärmsten Ländern der Welt. Die Weltbank schätzt, dass der Anteil der Bevölkerung, der unterhalb der Armutsgrenze lebt, von bisher 51 Prozent bis 2013 auf 83 Prozent steigen wird.

Der Südsudan muss zudem mit einer internen Flüchtlingswelle fertigwerden. Noch immer sind die Grenzstreitigkeiten mit dem Sudan nicht beigelegt. Regierungstruppen und auch Rebellenorganisationen kämpfen um die umstrittenen Landstriche. Seit Mitte 2011 haben hunderttausende Südsudanesen aus Furcht vor Gewalt ihre Heimat verlassen. Hilfsorganisationen berichten, der Sudan setze seine Luftwaffe ein und bombardiere sogar Flüchtlingslager. Die sudanesische Regierung bestreitet dies.

Trotz der Not gibt der jüngste Staat der Welt rund 40 Prozent seines Staatshaushalts für Militärausgaben aus. So sollen auch Stammeskonflikte innerhalb des Landes beigelegt werden. Zu Jahresbeginn kamen über 800 Menschen bei Stammesrivalitäten ums Leben, als verfeindete Stämme sich gegenseitig Rinderherden stahlen.

Im April kam es zudem zu den schlimmsten militärischen Auseinandersetzungen zwischen dem Sudan und dem Südsudan seit der Unabhängigkeit. Gekämpft wurde um die Ölfelder von Heglig in der Grenzregion. Der Weltsicherheitsrat drohte beiden Ländern mit Sanktionen, sollte das Blutvergießen nicht enden. Die Afrikanische Union vermittelt zwischen beiden Ländern und setzt derzeit auf die Friedensverhandlungen zwischen beiden Parteien in Addis Abeba (Äthiopien). Dort sollen am Montag Gespräche mit Salva Kiir und dem sudanesischen Präsidenten Omar al-Bashir stattfinden. (red, DER STANDARD, 9.7.2012)