• Griechenland: Wenn es ein Trost ist: Die Tourismusministerin gilt als bestaussehendes Mitglied der neuen griechischen Regierung. Olga Kefalogianni, Tochter eines Langzeitparlamentariers der konservativen Nea Dimokratia, soll als Aushängeschild der griechischen Tourismusbranche Urlauber wie Investoren anziehen. Für die 37-jährige Anwältin ist es das erste Regierungsamt. Aber zumindest vertritt sie einen Wahlkreis auf Kreta, der größten Touristeninsel. Nach der Reeder- und Frachtindustrie ist der Tourismus Griechenlands wichtigste Einnahmequelle. Zuletzt 16 Prozent der Wirtschaftsleistung des Landes kamen aus dem Tourismusgewerbe, ein Fünftel der Arbeitnehmer fand dort ein Auskommen. Doch das BIP ist seit 2008 in freiem Fall, politische Unsicherheit und Streiks haben in diesem Jahr vor allem Urlauber aus Westeuropa abgeschreckt. Mit Ausnahme von Kreta haben die Inseln in der Vorsaison gleich 50 Prozent weniger Touristen als 2011 gesehen. Die Osterfeiertage im April waren ein Debakel; den Griechen, die dann zu ihren Familien auf die Insel fahren und Urlaub machen, fehlte das Geld. Seit der zweiten Neuwahl Mitte Juni, die zu einer Regierungsmehrheit geführt hat, ziehen die Buchungen wieder an, so meldet das Tourismusministerium. Doch im Grunde ist die Saison 2012 für die Hoteliers gelaufen. Zu tief war der Einbruch im Frühjahr. Rettung bringen türkische Touristen, die nun leichter Inselvisa erhalten. Bei Yachtvermietungen gab es kein Minus, auch die Nachfrage nach Luxusvillen ist stabil. Reichen und Superreichen ist die Krise der Griechen recht egal. (mab)
  • Spaniens Touristiker stellen sich nach dem Rekordjahr 2011 heuer auf einen schwierigen Sommer ein. Nachdem die Zahl der Besucher im Vorjahr dank der unsicheren Lage in Nordafrika um 4,3 auf 56,9 Millionen gestiegen ist, sind jetzt die Rückgänge, insbesondere in den Bettenburgen an der Küste, eklatant. Nun wird versucht, das Minus an Übernachtungen mit Billigangeboten internationaler Reiseveranstalter einzudämmen. 2011 sind die Tourismuseinnahmen Spaniens noch um 8,1 Prozent auf gut 50 Milliarden Euro gestiegen. Das Geschäft mit Meer und Sonne steuerte rund elf Prozent zum BIP bei. Immer mehr bekommen jetzt auch das Hotel- und Gaststättengewerbe sowie die Reiseveranstalter im viertwichtigsten internationalen Reiseland die Politik zur Bekämpfung des Haushaltsdefizits zu spüren. Die Flughafengebühren sind angehoben worden; mancherorts wurden Kurtaxen eingeführt, um die Gemeindekassen zu füllen - alles Gift für den Tourismus. (rw)
  • Zypern schiebt seine Wirtschaftsprobleme gern auf seinen wichtigsten Partner Griechenland. Doch anders als bei den zypriotischen Banken, die eifrig griechische Staatsanleihen kauften und nun Kapital zum Überleben brauchen, gibt es für den Einbruch im Tourismus im Prinzip nur eine Erklärung: hausgemachte Probleme. Hohe Preise, Klientelwirtschaft, mangelnde Investitionen gelten als Gründe für den zunehmenden Wettbewerbsnachteil der lokalen Tourismusbranche. Cyprus Airways könnte diesen Sommer nicht überleben, warnten Gewerkschaftsvertreter dieser Tage. Die chronisch defizitäre Fluggesellschaft, die wieder eine 30-Millionen-Geldspritze bräuchte, ist das Paradebeispiel für schlechtes Wirtschaften im Tourismus. Der macht zusammen mit der Finanzdienstleistungsbranche rund 70 Prozent des BIPs auf Zypern aus. Konkurrenz haben die griechischen Zyprioten vor allem durch den türkischen Nordteil der Insel bekommen. (mab)
  • Portugal: Tourismus als Motor der wirtschaftlichen Erholung - so schwebt es dem Direktor der Bank von Portugal, Carlos Costa, vor. Er empfiehlt der Branche, die für knapp zehn Prozent der Wirtschaft steht und 8,2 Prozent aller Arbeitsplätze bietet, auf das Luxussegment zu setzen. Dort sei Potenzial für Neukunden. Der Blick geht in Richtung Arabische Emirate. Seit wenigen Monaten gibt es Direktflüge nach Dubai. Das könnte mehr als 100.000 gut betuchte neue Gäste bringen. Portugal braucht diese dringend. Denn das Land, das im Vorjahr 7,4 Millionen Touristen empfing, verzeichnete in den ersten vier Monaten einen Einnahmenrückgang aus dem Tourismus von 4,1 Prozent. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die stärkste Besuchergruppe aus dem benachbarten Spanien stammt. Seit die Wirtschaft dort in die Krise geraten ist, sind 25 Prozent ohne Arbeit. Von Jänner bis April sind die spanischen Übernachtungen in Portugal um zwölf Prozent eingebrochen. (rw)
  • Irland:Für den irischen Tourismus machen sich die Boomjahre des "keltischen Tigers" und der anschließende Crash gleichermaßen bezahlt. Im vergangenen Jahrzehnt, analysiert Finanzminister Michael Noonan, sei "stark in Flughäfen, Autobahnen, Golfanlagen und schicke Hotels investiert worden, ­womöglich ein bisschen zu stark". Besonders die Prestigeobjekte blieben vielerorts leer. Inzwischen machen die um bis zu 20 Prozent gesunkenen Löhne auch Urlaubsaufenthalte, die 2008 noch unerschwinglich waren, für ausländische Touristen wieder leistbar. Die Folge: Der Sektor hat im vergangenen Jahr um sieben Prozent zugelegt. Allerdings muss sich Tourismus-Minister Leo Varadkar in diesem Jahr wieder Sorgen machen: In den ersten fünf Monaten kamen 0,7 Prozent weniger Besucher auf die Grüne Insel. 200.000 Menschen arbeiten in der Branche, die gut drei Prozent zum Bruttoinlandsprodukt beiträgt. (sbo, STANDARD; 7.7.2012)