Wien - Der erste Abend des noch bis Sonntag dauernden Jacuzzi-Festivals im Wuk war schon einmal vielversprechend. Eine mit politischen Sprüchen aufgeladene Freiluft-Lounge mit Bühne und drei Räumen im Gebäudeinneren bilden die Schauplätze für überwiegend ironische Performances. Die Idee dabei: Dreimal je zwei Künstlergruppen bilden Kooperationspaare, die für jeden Tag etwas Neues erarbeiten wollen.

Boy Division und God's Entertainment, die Rabtaldirndln und machina eX sowie Fuckhead und Otmar Wagner trafen einander am Morgen der Eröffnungstages zum ersten Mal. Ab acht Uhr abends konnte sich das Publikum dann entscheiden, welches Ergebnis dieser Begegnungen es wählen wollte: ein interaktives Experiment, in dem jeder Besucher einzeln auf eine Gruppe traf, die entsprechend seinen Aktivitäten reagierte. Oder Karaoke-Videos, die aus einem Studio live auf einen Bildschirm in der Lounge übertragen wurden. Oder zum Beispiel einen Schau-Boxkampf, dessen Kommentierung mit verzerrter Stimme ein akustisches Donnerwetter ergab.

Schön. Aber eine Bar im Freien ist ebenfalls verführerisch. Wenn der Abend mild ist und die Erfrischungen schmecken, bleibt man leicht dort hängen. Jeder Besucher trägt also selbst die Verantwortung dafür, wie viel er von der Kunst mitbekommt. Und wer will, kann mehrmals kommen, denn kein Abend gleicht dem anderen.

Wer die beteiligten Künstler und Gruppen kennt, erlebt sie bei Jacuzzi ganz anders als gewohnt. Und wem sie neu sind, erlebt sie zugleich bereichert und relativiert durch ihre Kooperationssituationen. Das kuratorische Experiment macht Spaß. Aber es schrammt auch an einem vieldiskutierten Problem entlang: Was bedeutet es, wenn eine Kuratierung den Künstlern die Fäden für künstlerische Formulierungen zum Teil aus den Händen nimmt?  (Helmut Ploebst, DER STANDARD, 7./8.7.2012)