Peter Turrinis moderner Klassiker "Rozznjogd" läuft täglich in der Tabakfabrik.

Foto: Musenspiele

Linz - Einer der Staatsmänner Athens, Perikles (490- 429 v. Chr.), führte während seiner Amtszeit eine sogenannte Schaugelderkasse ein, aus der jedem erwachsenen Athener eine Drachme zukam, mit der er den Eintritt zu den mehrtägigen Dionysien bezahlte.

Von einer politischen Haltung wie jener, die das Volk belohnt, wenn es sich der Kultur hingibt, kann Judith Richter, Schauspielerin und Intendantin der Linzer Musenspiele wohl nur träumen. Zwar werden die Musenspiele breit unterstützt, andererseits sei doch zu bemerken, so Richter, dass die Hemmschwelle, ein Theaterstück zu besuchen, immer noch groß ist.

In den Tabakwerken, wo die Musenspiele auch heuer stattfinden, ist die zumindest räumlich bewusst niedrig gehalten. Bei Turrinis Rozznjogd (Regie: Peter Pertusini, täglich 21 Uhr) sitzt das Publikum erhöht. Außerdem stehen Gastspiele auf dem Programm, etwa Ach! Penthesilea (Regie: Bastian Dulisch), und im Rahmenprogramm gibt es Bauchredner, bildende Kunst und Musik.

"Künstler aller Sparten vereinigt Euch!" lautet das Credo. Ein Hauptstrang ist das Drama-Battle: Sechs Stücke wurden aus mehr als 30 eingereichten ausgewählt, viele auch aus Deutschland, die sich mit dem Thema "Tabakfabrik Linz" auseinandersetzen; eine Jury wählt schließlich gemeinsam mit dem Publikum jenes Stück aus, das im nächsten Jahr als Eigenproduktion innerhalb der Musenspiele aufgeführt wird.   (Wiltrud Hackl, DER STANDARD, 7./8.7.2012)