Einen feinen Erfolg von der tierärztlichen Front gilt es zu vermelden. Ein Team an der Wiener Veterinärmedizinischen Uni hat eine Methode entwickelt, mit der das ob seiner dicken Haut notorisch schwer zu narkotisierende Flusspferd zuverlässig betäubt werden kann. Wo immer künftig ein Hippopotamus unters Messer muss, da kann es dies in der Gewissheit tun, dass es sich unter der gesundheitlich nicht abträglichen, in Wien erprobten Mixtur von Medetomidin und Ketamin zum Schlafe legt.

Weil wir gerade beim Thema Tierbetäuben sind, erlaube ich mir, hier meine persönliche Wunschliste an die Vet-Med zusammenzustellen. Wunsch eins: eine vier Monate währende, tiefe Sommernarkose für alle Stechmücken. Wunsch zwei betrifft meinen Kater Balu, der momentan von einem heißen Juli-Leckdrang beseelt ist.

Die Katzenzunge ähnelt einer Miniraspel, die, wenn sie auf der Haut hin- und herfährt, unangenehm kitzelt. Deshalb ziehe ich die schokoladene Katzenzunge der fleischernen definitiv vor. Der Kater weiß um meine Zungenaversion. Sobald er mich auf der Couch erspäht, nähert er sich mit gespieltem Desinteresse, nur um dann blitzartig mit gezückten Krallen einen meiner Arme zu fixieren. Hierauf wird der Schlecker ausgefahren und geraspelt, und dies nicht zu knapp.

Eins verarge ich dem Kater zudem. Würde er mich als erstanzuleckendes Objekt behandeln, so wäre mir seine Zudringlichkeit nur unangenehm. Wann immer aber ein anderes Familienmitglied in der Wohnung vorrätig ist, wird dieses prinzipiell zuerst beleckt. Ich fühle mich stets in die Rolle des Zweitangeleckten gedrängt, des Lückenbüßers quasi. Das hat etwas Kränkendes und müsste nicht sein. Mein Freund und Kollege Wolfgang Weisgram etwa wird von seinem Kater eindeutig als Leckobjekt präferiert. Er darf den zwar dubiosen, aber auch irgendwie ehrenvollen Status des innerfamiliär Erstangeleckten genießen.

Als klassischem Zweitangeleckten ist mir ein Hauch von Rachsucht gegenüber dem Kater nicht fremd. Mir schwebt ein kleines Blasrohr mit narkotisierender Füllung vor. Auf Pfitschipfeil-Basis. Kater will lecken? Flllllp! Kater drei Stunden lang groggy und zungengelähmt. Wenn sich im Wintersemester eine Vet-Med-Forschungsgruppe zur Entwicklung eines solchen Gerätes zusammenfände: Ich würde das sehr unterstützen.  (Christoph Winder, Album, DER STANDARD, 7./8.7.2012)