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Wenn's blinkt, klingelt und eine Millionensumme aufscheint, bedeutet das nicht Jackpot, musste ein Spieler erfahren.

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Feldkirch - Der Schadenersatzprozess Behar Merlaku gegen die Casinos Austria AG beginnt mit halbstündiger Verspätung. So lange hatten die Anwälte gebraucht, um sich über weitere Gespräche zu verständigen. Gefordert werden vom Kläger 5 Millionen Euro. Die Verhandlung am Landesgericht Feldkirch ist nach wenigen Minuten beendet. "Vertagung auf unbestimmte Zeit", verkündet Richterin Anna Maria Grass.

Das könne Gutes oder Schlechtes bedeuten, sagt Kläger Merlaku. Schlecht wäre zum Beispiel das Angebot von 500.001 Euro, sagt der 27-jährige Bodenleger. Denn das Vergleichsangebot des Glücksspielkonzerns steht bei 500.000 Euro. "Aber zwischen 500.000 und 43 Millionen Euro liegen Welten" , sagt der junge Mann. 43 Millionen, so viel habe er im März des Vorjahres im Casino Bregenz gewonnen. Stand zumindest auf dem Display des Automaten, an dem er mit seiner Frau gespielt hatte. Kasinomitarbeiter setzten dem Jubel des Paares ein jähes Ende. Es handle sich nicht um einen Jackpot, sondern um einen Softwarefehler, wurde ihnen mitgeteilt. Merlaku rief nach der Polizei. Die habe ihn behandelt wie einen Straftäter, beschwerte er sich später. Mit der österreichischen Staatsgewalt hat er seine liebe Not: "Es tut mir leid für das österreichische Volk", sagt er am Freitag in die zahlreichen Kameras, "aber Österreich hat keine Gesetze." Er habe immer gedacht, sagt der im Kosovo Geborene, alle hätten die gleichen Rechte, "das ist aber nicht so, wenn man Geld hat, kann man hier alles machen".

Lieber Urteil als Vergleich

Die Aussicht auf eine außergerichtliche Einigung macht den Mann nicht glücklich. Er hätte lieber eine Entscheidung durch das Gericht. "Wenn eine Firma einen Schaden verursacht, hat sie für den geradezustehen", ist Merlakus Meinung. Auf die Casinos Austria übertragen: "Man kann doch nicht nur kassieren, man muss auch auszahlen." Ob der Apparat defekt war oder nicht, interessiere ihn nicht. "Das ist nicht mein Problem. Ich will meinen Jackpot, und Schluss."

Ein Ende des Verfahrens will auch Merlakus Anwalt Thomas Kerle. Der Tiroler hatte im Vorfeld der Verhandlung mit einem Video, in dem er die Casinos Austria angreift und mit Spielerschützern die Aufsichtsbehörden kritisiert, Aufsehen erregt. Auf den Inhalt des Videos wollte Kerle nach der Verhandlung nicht eingehen. Er habe den Film einem kleinen Personenkreis zur Verfügung gestellt, durch eine Indiskretion sei er an die Öffentlichkeit geraten. Szeneinsider vermuten hinter Prozess und Video die Konkurrenz des langjährigen Glücksspielmonopolisten. Die Vergabe von drei weiteren Lizenzen ist aktuell, der Markt heiß umstritten.

Die zwölf Kasinos des österreichischen Marktführers erwirtschafteten 2011 ein Umsatzplus von 4,5 Prozent auf 270 Millionen Euro. Der Betriebserfolg betrug nach kräftigen Einsparmaßnahmen 18,9 Millionen Euro.(Jutta Berger, STANDARD, 7.7.2012)