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Kulturstadtrat Christian Buchmann

Foto: Archiv
Graz - Gibt es ein Leben nach 2003? Diese bange Frage beschäftigt Kulturschaffende in der am Rande des Budgetlochs balancierenden Stadt Graz spätestens seit 2002. Der im Jänner neu angetretene VP-Kulturstadtrat Christian Buchmann versuchte am Mittwoch eine Antwort darauf zu geben. Sie lautet: Ja, wenn man sich 2004 an einem Literaturschwerpunkt beteiligt.

"Die Kulturhauptstadt hat kein Ablaufdatum. Kultur muss zu einem harten Standortfaktor werden", gibt sich der Betriebswirt Buchmann entschlossen. Künftig werde die Kulturpolitik der Stadt daher Schwerpunkte setzen. Das "Jahr eins" nach der Kulturhauptstadt soll "Graz in Worten" heißen und ganz im Zeichen der Schriftsteller stehen. "Aus zeitlicher Not", so Buchmann, habe er Literatur vorgeschlagen, und weil mit dem neu eröffneten Literaturhaus eine "ideale Spielstätte geschaffen wurde".

Das bisherige Literaturbudget von rund 850.000 Euro soll hierfür auf insgesamt vier Millionen aufgestockt werden. Die Hälfte davon will Buchmann durch Bund, Land und "externe Sponsoren auftreiben". Das gesamte Grazer Kulturbudget beträgt inklusive Bühnen 47 Millionen Euro.

Aus dem Literaturtopf sollen "innovative Projekte" (Buchmann) wie ein ganzjähriger Lesezyklus steirischer Autoren, dramatisierte Romane, verfilmte Literatur, ein Pflichtschul-Literaturwettbewerb, eine regionale Buchmesse und die Vergabe eines internationalen Literaturpreises bezahlt werden.

Abgesehen von letzterem sind das lauter Projekte, die verschiedene Institutionen in Graz bereits seit Jahren betreiben. Für freie Galerien, Theater und Einzelkünstler, die spätestens seit der für 2003 verhängten "15-Prozent-Sperre" von Subventionen ums Überleben kämpfen, gibt es jedoch kaum Hoffnung. Die Kürzung bei Kultur- und Sozialinstitutionen um 15 Prozent durch den damaligen Finanz-und Kulturstadtrat und jetzigen Bürgermeister Siegfried Nagl (VP) droht auch 2004.

Christian Buchmann gibt zu: "Zur Stunde stehen die 15 Prozent im Raum, aber wir sind im Gespräch, dass sie im Bereich der Kultur nicht zur Anwendung kommen." Obwohl diese Bereiche durchaus auch internationale Erfolge verbuchen, können sie nur dann auf mehr Geld hoffen, wenn sie sich ins "Literaturpaket" packen lassen. Das gilt auch für den "steirischen herbst" und die Grazer Bühnen, die heuer mit einer Auslastung von 88 Prozent allein im Sprechtheater in der laufenden Saison im europäischen Spitzenfeld liegen. (DER STANDARD, Printausgabe, 26.6.2003)