Der aktuelle Streit ist an der Weigerung der EU entbrannt, neue genetisch veränderte Saatgutsorten zuzulassen. Nach jahrelangen Verhandlungen hinter den Kulissen hat Washington überraschend die EU bei der Welthandelsorganisation (WTO) verklagt. Europäische Beobachter sehen darin vor allem eine Retourkutsche für den Erfolg der EU bei der WTO in ihrer Klage gegen US-Exportförderungen, die der US-Kongress nun gegen den Widerstand großer Industrien wie Boeing verändern muss. Geschieht das nicht, darf die EU US-Produkte im Wert von vier Milliarden Dollar mit Strafzöllen belegen.
"Zum Wohle Afrikas"
Laut US-Regierung aber geht es beim Genstreit um hehre Ziele: nicht nur um die Interessen ihrer Bauern, die immer mehr mit Gentechnik arbeiten, sondern auch um den Hunger in der Dritten Welt. "Zum Wohle eines von Hunger bedrohten Kontinents rufe ich die europäischen Regierungen auf, ihre Opposition gegen die Biotechnologie zu beenden", sagte US-Präsident George W. Bush am Montag auf der Fachmesse Bio 2003 in Washington. Einige afrikanische Länder haben zuletzt US-Getreidehilfe abgelehnt, weil sie fürchteten, bei Verbreitung genetisch veränderter Pflanzen nicht mehr in die EU exportieren zu dürfen.
Der größte Konflikt aber braut sich bei den Agrarsubventionen zusammen. Washington hat, ebenso wie viele Entwicklungsländer, den Abbau von Agrarförderungen zum zentralen Ziel der laufenden Doha-Runde über ein neues WTO-Freihandelsabkommen gemacht. Dies sei ein wichtiges Zugeständnis an arme Länder, die unter dem EU-Protektionismus litten.