Pünktlich zu Ferienbeginn lauter originelle Vorschläge zur Ferienverkürzung. Der lustigste kam von einem glossenschreibenden Lehrer auf derStandard.at: Sommerferien sollten fünf Wochen dauern, Lehrer verbleibende Urlaubszeiten unterm Jahr konsumieren. Schön. Nur wo bitte bleiben in dieser Rechnung die Schüler? Die hackeln ab der vierten Volksschulklasse definitiv nicht nur vierzig Wochenstunden. Was übrigens viele europäische Staaten mit mehr als den österreichischen neun Sommerferienwochen honorieren. Nur Deutschland und die Niederlande knausern - und geben sechs Wochen frei.

Gern wird die Ferialdebatte mit Lehrerbashing ("faule Lehrer") neidkombiniert. Doch effizientes Lernen hängt nicht von möglichst viel in der Schule abgesessener Lebenszeit ab, sondern von engagierten, zufriedenen, entspannten Lehrkräften - die eine ordentliche Auszeit vom Schulalltag verdienen. Und die menschgewordenen Rohrstaberln? Sollten sowieso Ganzjahresurlaub erwägen.

Ja, Ferien sind für berufstätige Eltern arge Planspiele. Doch übel sind nicht lange Ferien, renovierungsbedürftig ist eine Gesellschaft, die für ihren Nachwuchs keine Zeit hat - in jeder Hinsicht. Die dessen Bedürfnisse straff Wirtschaftsinteressen unterordnet. Statt Ferienverkürzung wäre also eher allgemeine Urlaubsverlängerung anzudenken. Gerade in kriselnden Zeiten täte eine gesamtgesellschaftliche Entschleunigung (nicht nur) Familien gut. (Andrea Schurian, DER STANDARD, 5.7.2012)