Er ist der Topverdiener unter den Dax-Vorständen: VW-Chef Martin Winterkorn bekam für 2011 von seinem Arbeitgeber Volkswagen 17,5 Millionen Euro. Bei einem solchen Gehalt ist es von Vorteil, immer wieder besondere Leistungen vorzeigen zu können.

Einen solchen Erfolg kann Winterkorn nun vorweisen: Volkswagen wird Porsche vollständig übernehmen, schneller als bisher avisiert. Außerdem kostet dieser Deal unter Ausnutzung aller legalen Steuertricks die beiden Unternehmen keinen Steuercent.

Die Erleichterung des Stuttgarters war bei dieser Ankündigung spürbar. Denn ein früherer Fusionsversuch der an und für sich über die mächtigen Autofamilien Porsche und Piëch sowieso verbandelten Unternehmen gestaltete sich schwierig und zog sich über mehrere Jahre. Der gescheiterte Versuch kostete das frühere Porsche-Management den Job. Noch immer steht die gerichtlich anhängige Frage im Raum, ob die damalige Porsche-Spitze unsauber gearbeitet und dadurch Aktionäre geschädigt hat.

Mit dem Deal kann Winterkorn nun nach vorne blicken. Bereits zu seinem 65. Geburtstag im Mai wurde er als Ziehsohn von Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch bezeichnet, mit guten Chancen, diesen in fünf Jahren als obersten VW-Kontrolleur zu beerben.

Bis es so weit ist, hat der Vater von zwei erwachsenen Kindern allerdings viele andere Aufgaben. Dem erklärten Ziel, dass Volkswagen bis 2018 zum weltgrößten Automobilbauer aufsteigt und General Motors und Toyota überholt, ist er mit der Porsche-Einverleibung nähergekommen. Der Konzern umfasst vom Kleinwagen bis zur Luxuslimousine alle möglichen Autoklassen.

Den Blick auf die vielen Details, die den Autobau ausmachen, will er trotz der Größe des Unternehmens nicht aus den Augen verlieren. Alle zwei Wochen lässt er sich auf dem Schadenstisch vorlegen, welche Teile nicht perfekt gefertigt wurden: Spiegel, Kabelstränge, Kotflügel. Angesichts von nicht ausmerzbaren Qualitätsmängeln kann er, der so gemütlich-bodenständig wirkt, grantig werden.

Auf der Videoplattform Youtube ist Winterkorn in einem berühmt gewordenen Audiobeitrag zu sehen, wie er auf der Frankfurter Motorshow von 2011 einen Wagen des Rivalen Hyundai bis ins kleinste Detail untersucht. "Da scheppert nix!", sagt er anerkennend und zugleich fordernd zu seinen etwas geknickt herumstehenden Angestellten. (Johanna Ruzicka, DER STANDARD, 6.7.2012)