Plötzlich war sie weg: künstlerische Darstellung, wie einem Stern zwischen 2009 (oben) und 2011 die "Wolke" abhandenkam.

Grafik: Lynette Cook
Grafik: Lynette Cook

Denn nun beobachteten Forscher, wie der Staub eines solchen Sterns nach zwei Jahren plötzlich verschwunden war.

London/Wien - Die Erde, die Sonne und die anderen Planeten unseres Sonnensystems entstanden vor etwa 4,6 Milliarden Jahren aus der Verdichtung des sogenannten Sonnennebels, so viel scheint fix. Der Erste, der die Idee zu einer solchen Urwolke hatte, war übrigens der Philosoph Immanuel Kant, der darüber in seinem Werk Allgemeine Naturgeschichte und Theorie des Himmels 1755 spekulierte.

Wie aber genau der Prozess der Planetenentstehung abläuft, das scheint nach neuesten Beobachtungen des Sterns TYC 8241 2652 1 undurchsichtiger als bisher angenommen. Bisher ging man nämlich davon aus, dass sich die Planeten in den sogenannten Akkretionsscheiben aus Gas und warmem Staub bilden, die sich um junge Sterne bewegen.

Dieser Lehrbuchtheorie zufolge würde es dann innerhalb mehrerer Millionen Jahre zu kleinen Verklumpungen, die zu immer größeren Brocken verschmelzen - ehe Gesteinsplaneten wie die Erde nach rund 50 Millionen Jahren "ausgewachsen" sind. Gasplaneten wie der Jupiter würden dafür rund zehn Millionen Jahre benötigen.

Der Stern TYC 8241 2652 1, den Carl Melis (University of California, San Diego) mit Kollegen unter die Lupe nahmen, ist mit zehn Millionen Jahren im idealen Alter für die Beobachtung der Staubscheibe. Messungen zwischen 1983 und 2009 zeigten denn auch, dass die 450 Lichtjahre entfernte Sonne von beträchtlichen Mengen warmen Staubs umgeben war, der sich genau in der Region befand, in der sich im Sonnensystem die Gesteinsplaneten Merkur, Venus, Erde und Mars befinden.

"Wie bei einem Zaubertrick"

Als die Astronomen 2010 ihre Teleskope abermals auf den Stern richteten, hatte sich die Wärmestrahlung um ein Drittel reduziert. 2011 war sie auf ein Zehntel geschrumpft. Wie die Forscher im Fachblatt Nature vermuten, muss sich der warme Staub verflüchtigt haben. "Es ist so ähnlich wie ein Zaubertrick, bei dem Dinge verschwinden. Allerdings sprechen wir hier über genug Staub, um ein inneres Sonnensystem mit Planeten zu füllen", sagt Melis.

Als mögliche Erklärung schlagen die Forscher vor, dass Planeten viel schneller wachsen als angenommen oder dass die feinen Teilchen weggeweht wurden. Allerdings gebe es mit beiden Theorien Probleme. "Das zeigt uns, dass wir noch einiges über die Entstehung von Planeten lernen müssen", so Melis. (Klaus Taschwer, DER STANDARD, 6.7.2012)