Washington/Wien - Ob diese Erkenntnis die Pokerwelt erschüttern wird, bleibt erst noch abzuwarten. Einem Team um Scott Huettel von der Duke University in den USA ist es jedenfalls gelungen, mit einem Blick ins Gehirn vorauszusagen, ob ein Pokerspiel-Laie seinen menschlichen Gegner bluffen wird oder nicht. Das Erstaunliche daran: Die Hirnaktivitäten, die mittels funktioneller Magnetresonanztomografie entdeckt wurden, zeigten sich nicht, wenn es sich beim Gegner um einen Computer handelte.
Um den Einfluss der sozialen Umgebung messen zu können, zeigten die Wissenschafter den Probanden vor dem Spiel zunächst ein Foto ihrer menschlichen Gegner oder des Computers. Dem Menschen sollten sie zudem die Hand schütteln. Die Hirnaktivität wurde mit funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRT) erfasst, mit der sich aktivierte Hirnbereiche in hoher räumlicher Auflösung darstellen lassen.
Verräterische Aktivität im temporoparietalen Übergang
Die Teilnehmer erhielten dann eine gute oder eine schlechte Karte und sollten entscheiden, ob sie setzen oder aussteigen wollten. Dafür hatten sie sechs Sekunden Zeit. Bei den menschlichen Gegnern konnten die Forscher die Entscheidung der Spieler vorhersehen - insbesondere dann, wenn der Gegner als besonders stark eingeschätzt wurde. In diesen Fällen zeigten sich Aktivitäten am sogenannten temporoparietalen Übergang, einem Gehirnareal zwischen Schädel- und Schläfenlappen, wie die Forscher im Fachblatt Science schreiben.
Der Bereich sei etwa dafür zuständig, das Gegenüber als Mensch zu identifizieren, erklärte McKell Carter von der Duke-University in einer Mitteilung zur Studie. Überraschend war für die Wissenschafter, dass sie keine Rückschlüsse aus Aktivitäten in Gehirnregionen ziehen konnten, die typischerweise in sozialen Situationen aktiv sind. Grundsätzlich stellten die Wissenschafter fest, dass die Teilnehmer bei einem menschlichen Gegner aufmerksamer spielten. (tasch, APA/DER STANDARD, 6.7.2012)