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Fondsmanagerin Isabella de Krassny.

Foto: apa/warmuth

Ihr Name ist Programm. Was immer Isabella de Krassny bisher angegriffen hat, brachte sie auch zu Ende. Sie gibt nie auf. Das hatte die 53-jährige Wienerin mit italienischen Wurzeln auch bei Praktiker nicht vor. Die Baumarktkette, die in gefährliche Schieflage geraten ist, ist zum Lackmustest dafür geworden, wie groß ihre Fähigkeiten tatsächlich sind, wie stark ihr Durchsetzungsvermögen und wie treu ihre Seilschaften.

Ganz so, wie sich das die Fondsmanagerin der Wiener Privatbank Semper Constantia vorgestellt hat, ist der Test wohl nicht ausgefallen. Nach stundenlangem Ringen in der Hauptversammlung musste de Krassny einschwenken; im Gegenzug bekam sie die Nominierung von zwei Aufsichtsräten eingeräumt.

Gerade bei der Baumarktkette muss sich erst weisen, ob der Einstieg eine Geldvernichtungsaktion war. Praktiker war ihre Idee. Die Philosophie: Einstieg in ein unterbewertetes Unternehmen, den Turnaround mithilfe eines gefügigen Managements hinkriegen und dann vom steigenden Aktienkurs profitieren. So die Theorie.

Als die Semper Constantia Privatbank im vorigen Herbst mit rund fünf Prozent bei Praktiker eingestiegen ist, kosteten die Aktien 2,40 Euro das Stück. Inzwischen ist der Kurs auf 1,30 Euro gerasselt. Für De Krassny stehen rechnerisch knapp zwölf Millionen Euro auf dem Spiel.

De Krassny, die ihren späteren Mann Alain, Chef der Donau Chemie, in einer Hauptversammlung wegen eines zu knausrig eingeschätzten Zwangsangebots für Kleinaktionäre verbal heftig angriff, ist inzwischen Prokuristin und Miteigentümerin von Semper Constantia.

Mit 16 Prozent Aktienanteil, die auf den Fonds Maseltov und Semper entfallen, hat de Krassny die lauteste Stimme der Praktiker-Aktionäre. Bei der Hauptversammlung am Mittwoch war das Übergewicht mit 45 Prozent der anwesenden Stimmrechte erdrückend. Doch der Gegendruck des Managements war größer, man sprach von drohender Pleite.

Nun bleibt abzuwarten, welche Schritte die Streitbare ihrem Rückzieher in der Hauptversammlung folgen lässt. Klein beigeben, das ist ihre Sache nämlich nicht. Dazu hat die fünffache Mutter, die ihre Kinder allein großzog, zu viel erlebt. Die WU-Absolventin hat schon als Vizepräsidentin des Anlegerschutzverbandes IVA die Finanzbranche aufgemischt. Später war sie Analystin der Raiffeisen Centrobank. Und mit Praktiker will sie ihr Meisterstück abliefern. (Günter Strobl, DER STANDARD, 5.7.2012)